... around the world

Month: August 2019

onsea

Wir sind raus und ich will kein Salz mehr …

Es gibt Sachen, die mich selbst mit über 50 (!) noch wundern. Dazu gehört, daß ich mal sagen würde “ich hab jetzt genug Salz”. Ja gibt’s so was ? ich und kein Salz. Salz auf Fritten, Salz im Essen, Salz vom Finger, ja Salz geht immer und ich bin da bestimmt sozusagen “übersensibilisiert”. Aber jetzt reichts.

In der letzten Woche sind wir mit unserer ANTHOS bei permanentem Kaltwaschgang durch die Waschanlage gefahren, nein nicht die mit Schaumbad sondern die mit 30-40kn (55-75 km/h) Wind und mit bis zu 3-4m Wellen von der Seite, die über die Seite unseres Blümsche gespritzt sind und wir mittendrin, wie wenn man beim Auto das Verdeck offen lässt. Ja klar, das nennt man “Segeln” und wenn ich mir schon unter der Coastal Classic (Saisonauftakt der Regatten in Auckland) und dem wildesten Rumrace (Regatta in Auckland) zu Hause viel Seegang zugemutet habe, ist das ab jetzt für mich nur Kinderkarussell verglichen mit der Achterbahn, die wir hier hatten.

Nun hatte ich nach so ein zwei Panikmomenten ja die Hoffnung, am Abend liegen wir dann wenigstens ruhig in einer geschützten Bucht oder Hafen, da kann man das Blümsche (zum auffrischen: ANTHOS heißt Blume auf griechisch) mal gießen und es ist wieder frisch, denkste.

Buchten und deren Strände ziehen die Dorfjugend an und abends wird ordentlich beschallt, Disco mucke von der übelsten Sorte und unsere ANTHOS schwingt im Takt mit, denn ruhig ist was anderes. Jetzt machen endlich diese Gitter Sinn, die man am Bett montiert, daß Du im Schlaf nicht aus der Koje fällst. Naja so schlimm wars nicht aber angenehm schlafen ist was anderes. Überhaupt schläft man in einer Bucht wie eine Mutter mit Baby, das kleinste Geräusch und Du bist hellwach, so stell ich mir das auch als Mutter vor (von wegen dafür muß man schwanger werden).

Mit schlechtem Gewissen ob der Wasserverschwendung (nach dem letzten Post noch viel schlechteres Gewissen) spritz ich im Hafen dann unsere ANTHOS sauber, überall Salzverkrustungen und wir sind auch nicht besser dran. Ok, so stürmisch soll es heute nicht werden und ich denke noch, das hält, als wir Wetter und Wellen prüfen, lockere 15kn mit Gusts (Böen von 25 kn), 1m Seegang (pff, läppisch). Tja das Wetter hat bis vor die Hafenausfahrt gestimmt, dann haut uns das Mittelmeer den Meltemi (saisonale Winde) um die Ohren.

Klaus meint nicht ohne Überzeugung “Ich hab die Schnauze voll von dem Kackladen (Kykladen). Ja das paßt, Santorini hab ich eh schon letztes Jahr gesehen und somit kehren wir dieser Inselgruppe dann mal unsere GFK (Bootsmaterial) Rückseite und ziehen Richtung Norden, wo wir dann endlich heute eine stetigen aber dennoch heftigen ‘Am Wind’ Kurs fahren.

Nach ein paar Stunden Achterbahnfahren mit Salzdusche liegen wir nun einigermaßen ruhig in Porto Rafti (auch hier kann ich mir das Wortspiel “Port Roughy” nicht verkneifen). ANTHOS ist wieder versalzen, wir zum Glück gewaschen (außen und innen) und morgen geht’s weiter. Nur zur Info, auf den Videos sieht das alles sehr harmlos aus, Erleben ist was anderes.

[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=ZWlp2_lkKvw[/embedyt]
 
[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=5b76f1Rsll0[/embedyt]
poseidontemple

Immer mal wieder wird’s aufregend …

Jeden Tag entdecken wir aufs neue wie es so zugeht in der großen Gemeinde der Langfahrtsegler, Griechenlandsegler und überzeugten Bootspropheten. Da geht es um die Distanz der Boote zum Nachbarn beim Anlegen, welchen Adapter für den Stromanschluß braucht man denn dieses Mal, welcher Anker liegt mal wieder über unserem und muß beim Ablegen umständlich entwirrt werden und wieviel Wellenschlag verträgt der Magen beim Schlafen.

Als in allem gewöhnen wir uns an die Gepflogenheiten und finden das eine oder andere ist immer wieder Grund zum schmunzeln. Aber jeder muß mit Schock und Horror auf das reagieren, was wir gerade erlebten. WASSER IM SCHIFF !!! Nein, nicht so was daneben gelaufen beim abspülen und- nein nicht bei starkem Wellengang das Glas Wasser verschüttet, nein nein nein. Ich meine das Wasser was sich in der Bilge (also unten im Boot) tummelt, das was dann irgendwann durch die Planken kommt, steigt und steigt, wie bei der Titanic nach Mitternacht, dann dieses schauerliche Geräusch im Boot …plitsch…platsch…plitsch…platsch, wie in der Episode von Raumpatrouille Orion -die Exoterristen auf MZ4 :-))

Nach ca. 50l Wasser, Kniescheiben mit Hornhaut und 4 Stunden in denen wir ANTHOS wirklich bis ins letzte Schaps (Fach) geschaut haben (das Photo kann aus ästhetischen Gründen nicht gezeigt werden) liegt das Problem, oder besser gesagt hängt das Problem im letzten Winkel unterm Waschbecken.

Bei unserem letzten Schlag (Segelstrecke), in denen wir mit Windstärke 7 und 3-4m Wellen zu kämpfen hatten und ich so insgeheim das MOB (Man Over Board) Manöver im Kopf durchging hat sich die Halterung des Ausgleichsbehälters gelöst und gegen die Wasserleitung gedrückt, die dann in die Bilge leckte wann immer wir das Wasser anstellten. Kein Wunder daß ich den 120l Wassertank nicht mal nach ner Stunde vollbekam. Die Tatsache, daß es kein Salzwasser war hat uns zwar zeitweilig beruhigt, aber wenn so ein Rinnsal dann einfach nicht aufhört ist man schon besorgt und man denkt darüber nach, ob wir nicht schon mal die Schwimmwesten anziehen sollten. Wie auch immer, das Problem ist gelöst und ANTHOS ordentlich durchgespült. Sogar der Ankerkasten ist blitzblank.

Was gabs sonst noch ? ach ja…. die ARC (Atlantic Rally Crossing) ruft. Wie ja manche wissen, gab uns das den Anstoß für unser großes Abenteuer. Die Atlantiküberquerung als organisierte Teilnahme einer Rallye von Las Palmas via Kapverden nach St. Lucia. Im November 2020 gehts los. Das gibt uns Zeit um a. Geld zu sparen, um alle dafür erforderlichen Anforderungen zu bezahlen b. Seemeilen und Erfahrung zu sammeln (da sind die 7 Windstärken wohl eher eine leichte Brise) und c. unsere ANTHOS für ca. 3000 Seemeilen nonstop Atlantik aufzurüsten (da war der Strip von heute gar nicht schlecht denn endlich wissen wir wieviel Platz wir tatsächlich unter der Couch haben).

Also es geht spannend weiter, derzeit noch auf Kea (Kykladen) segeln wir morgen wieder ins Blaue nach Kythnos usw. Ach ja, dem guten alten Poseidon hatten wir inzwischen auch einen Besuch abgestattet, schön wars am Kap Sounion.

 

astrosisland

We made it to the other side

Wir haben es auf die ‘andere’ Seite (der Peleponnes) geschafft auch wenn nicht ohne ein paar Hindernisse. Zuerst muß ich feststellen, daß wir beide (Käpitän & Crew) uns in den letzten Tagen sicherer, zuversichtlicher und entspannter im segeln unserer ANTHOS gefühlt haben. Da haben uns auch die Böen (hier heißt das Meltemi) von bis zu 35kn nix ausgemacht (für Segler 8bf, für Autofahrer 65km/h).

Ja das kann sie ab, unsere ANTHOS, außer daß dann mal ein Ring wegfliegt und damit das Vorsegel unbrauchbar macht, tse tse. Aber mit ein bisserl Recherche haben wir dann Andrea und Jutta von Franks Yachststation ausgegraben (auch so Langzeitauswanderer) und die haben dann mal fix die schlappen 53 qm Segeltuch bearbeitet (da braucht es schon einen großen Tisch zum nähen).

Ein Highlight war das kleine Dorf Astros, noch nicht ganz im saronischen Golf hatten wir hier Schutz vor tagelangen Stürmen gesucht und waren wirklich happy mit unserem Liegeplatz und dem ganzen Drumherum. Ein nettes Örtchen noch nicht völlig überlaufen, der erste Ort, der gut sichtbar Mülltrennung betrieb und einen Strand mit ordentlich Wellen hatte. Dazu hatten wir noch nette Nachbarn aus Aotearoa (Neuseeland), mit den wir uns ganz wie daheim auf “a cuppa” (“eine Tasse” irgendwas, hier natürlich Bier) trafen. Und fliegende Fische habe ich auch gesehen (auf dem Wasser nicht im Glas !)

Neben Ausbesserungsarbeiten am Segel hatten wir dann noch ein Ölfilterwechsel und diverse kleinere Ausbesserungen die eben so anfallen. Das schwierigste dabei ist die Logistik, Ersatzteile zu finden und zu welchem Preis. Das wird uns in der Zukunft noch weiter beschäftigen, denn die Liste der notwendigen Arbeiten und Materialien, die wir für die Atlantiküberquerung benötigen, ist LANG. Das heißt, wir werden eine zentrale Logistik stelle in Hanau haben, dort über die nächsten 6 Monate alles zusammenkaufen und auf dem Landweg nach Griechenland schaffen, wo es dann im April 2020 wieder losgehen kann. Ein Winterlager hat unsere ANTHOS auch schon, auf der Cleopatra Werft in Aktio (also jeder der den Film “Cleopatra” von 1963 mit Liz Taylor, Rex Harrison und Richard Burton so wie ich schon tausendmal gesehen hat, weiss um die Szene mit der Schlacht bei Aktio).

Aegina Stadt

Nun sind wir aber endlich im Saronischen Golf angekommen und die erste Übernachtung war auf Poros, ein schönes Inselchen und Örtchen, keine Frage. Da haben wir uns gleich in eine Lücke manövriert bevor der selbst ernannte griechische Anlegemanöverassistent-boss uns wegjagen konnte mit der Begründung man erwarte noch weitere große! Motorjachten. Nix da, hier sind wir und hier bleiben wir und hatten dafür Hafenkino par excellence. Da standen ca. 25 Mio Euro links und rechts neben uns, alleine die Jacht ‘Bliss’ kostet schon schlappe 15 Mio. (uns findest Du nur wenn Du im Bild dem roten Pfeil folgst). Vor uns flanierten die Botox Kim Kardashians den Laufsteg auf und ab (oh, I’m underdressed) und die Jungs mit der dicken Brieftasche befinden sich an Bord in wichtigen Meetings. Brillant dieses Hafenkino (und umsonst).

Weiteres demnächst … auf nach Salamis (nein nicht die Wurst, der Ort).

portsign

Es geht weiter …

Der letzte Post ist nicht zu verleugnen 2 Wochen her. Was ist passiert? Jeden Tag was neues, so ist das wenn man sich so kopfüber in ein neues Dasein stürzt, sozusagen ins kalte (warme) Wasser. Unsere letzten 2 Wochen haben wir auf der Peleponnes Halbinsel verbracht, das erste große Segelerlebnis, was wie sich herausstellen sollte, eher ein Motorerlebnis war. Zum Segeln braucht es eben Wind und, nein, so ein leichten Hauch bringen unsere 11 Tonnen nicht in Bewegung, da braucht es doch schon 5kn Wind und mehr. Auch das hatten wir kurzzeitig.

Aber hier im Detail einige Etappen und das was wir dort erlebt haben. Der vorletzte Tag auf Zakynthos und geankert in der Bucht von Agios Nikolausi 🙂 – nein – Nikolaos. Dimitri – the Boss – ist hilfsbereit als wir uns doch entschließen den Kai anzusteuern. “Wasser und Strom frei, keine Hafengebuehr” – dein Wohlwollen kannst Du in meiner Kneipe zeigen, haha die Griechen – also doch Geschäftssinn ? Der letzte Tag auf Zakynthos und nach Ormos Keri zu den berühmten blauen Grotten. Naja ein Fels mit Loch wo blaues Wasser zu sehen ist, beeindruckend ? oder bin ich da landschaftlich zu sehr von Zuhause verwöhnt ? Bestimmt ist aber die Tatsache, daß man da mal so ankern kann und mal eben ins Wasser hupft, der Charme der Sache, anstatt wie gefühlt zehntausend andere in Tuckerbooten der lokalen Anbieter durch die Höhle geschoben zu werden. Ups aufpassen, sonst wirst Du noch von ner Superyacht überfahren, die mal eben die Aussicht ruiniert oder Dir springt so ein Turmspringer von der Klippe darüber auf den Kopf, ne, da waren uns dann doch zu viel Menschen.

Am nächsten Tag Katakolon (Peleponnes) – ja wo sind sie denn ? (die Touris, die Flotillas, die Charterboote, ja irgendwie jeder). So vollgestopft die Inseln im Ionischen Meer bis jetzt waren so einsam ist diese allergroesste Insel, die Peleponnes. Es scheint da traut sich keiner hin, nur die zahllosen kleinen Fischerboote, die so gar nicht seetauglich aussehen säumen die Kais und Buchten der kleinen Orte die wir passieren. Schon anders, aber nicht verwunderlich, hier hat sich der Tourismus ganz klar nichts aufs Wasser sondern aufs Land konzentriert.

Sagenreiche Geschichte wurde in Olympia, Pilos, Kalamata (wo die großen schwarzen Oliven herkommen), Sparta, Delfi usw. geschrieben. Die Menschen hier teilen Ihre Dörfer und Ihre Geschichte noch seit vor Christi Geburt mit Türken, Russen, Italienern und Franzosen die meist auf Ihren Eroberungen die eine oder andere Stadt übernommen (Kalamata, Monemvasia), zerstört (Kayio) oder aber auch wieder aufgebaut (Pilos) haben.

Und darüber ragt stets die großartige griechische Befreiung, die Legenden von Odysseus, die Tavernas und Märkte mit Ihrem Schafskäse, Oliven, geharztem Wein und Ouzo. HELLAS!

Was gab es sonst noch, ach ja – erste Erfahrungen mit einer Ankerleine, die wir uns um den Propeller gewickelt haben (Pilos) – gemeistert!

Erste Erfahrungen mit der Hafenpolizei (Kalamata)- Papiere (DEKPA, TEPAI, IBS, SBS, BSH, Versicherung) – gemeistert!

Meterhohe Wellen von der Seite ohne seekrank zu werden – gemeistert! (wir sind beide ganz begeistert).

Hart am Wind mit zu viel Segelfläche bei Böen von 30kn – gemeistert! (wenn auch mit Herzklopfen bei kurzzeitiger 45 Grad Schräglage – der Schrubber ist auch über Bord gegangen).

Verstopfter Tiefenmesser – gemeistert! (wie ? ich muß da ein Stopfen im Boot rausziehen ?).

Also alles in allem jeder Tag hat etwas zu bieten ob unter Anker in einer einsamen Bucht (nackt Baden ist herrlich) oder in einem der kleinen Fischerdörfer.

Es erstaunt mich wie wenig Fische und wie leer es unter dem Schiff ist, fangen die überhaupt noch was, die Fische finden doch nur noch Müll im Meer ? Es scheint man kann hier eben nicht anders, was man seit Jahrhunderten schon macht, wird einfach nur immer schwerer, bis nix mehr da ist. Die Leute sind arm und was sollen sie denn sonst machen ? Billiges Plastik und das bißchen 2$ Shopping ist für die meisten eben den Luxus den man sich leisten kann. Hoffen wir auf Besserung und sammeln wir jeden Tag unsere drei Stück Müll auf.

Und nu ?- Ägäis here we come. Wir haben die Peleponnes von West nach Ost befahren und zurück geht es per Express durch den Kanal von Korinth. Viel Spaß beim Weiterlesen, Klaus hält Euch täglich mit seinem Whats App Braodcasting auf Trab (wer dabei sein möchte, bitte melden), bei mir dauert es mit den Blogeinträgen immer etwas länger – ich bin ja auch schon über 50!!

Wer erkennt den Humor im nächsten Bild?

Powered by WordPress & Theme by Anders Norén

Follow

Get the latest posts delivered to your mailbox: