Wir sind wieder unterwegs unter Segel naja auch des öfteren unter Motor mangels Wind aber es kommt mir vor wie Fahrradfahren, man verlernt es nicht auch wenn man es lange nicht mehr gemacht hat. Mein letzter Segeltörn in NZ ist schon ne Weile her und eine Segeljacht so wie unsere ist auch nicht das gleiche wie der fliegende Schrotthaufen (Fast Company) von Tony (the mighty skipper) zuhause in Auckland. Bei unserer ANTHOS komme ich mir vor wie seinerzeit reiten auf Vespucci, dem Trakehner Hengst meiner Schwester, wenn man den reitet, dann bringt er Dir was bei.
Wir gewöhnen uns also wieder an die Schräglage, die ANTHOS liebt und die Segelstellung, stellen dabei fest, daß das Ionische Meer viele schöne Ankerplätze beherbergt aber auch ziemlich nervt, denn der Wind macht was er will und wann er will. Man kann nicht wirklich kontinuierlich segeln und das einzige was man dem Wetterbericht hier glauben darf, daß pünktlich nachmittags gegen 17h sich der Meltemi (Sommerwinde, die überall im Mittelmeer unter anderem Namen zu finden sind) einstellt, der dann schon mal mit 15-20kn pfeift, dann aber just wenn wir eigentlich nur noch ankern wollen um unser Abendritual zu beginnen.
Wir starten von unserem (Heimathafen) Nydri nach Meganisi, einer kleinen Insel, die wir letztes Jahr schon wegen Ihrer Wespen und der schönen Buchten in schlechter und guter Erinnerung behalten haben. Wir entschließen uns diesmal insgesamt mehr in Buchten als in Häfen zu ankern, da wir nun wegen unserer hoch potenten Solarpanelen auf dem Dach NIE NIE NIE mehr Stromprobleme haben (oder auch nicht). Der Vorteil liegt auch bei den Temperaturen, in einer Bucht geht wenigstens in der Nacht immer mal ein lindes Lüftchen, in Häfen ist das meist nicht der Fall, außerdem kann Klaus da nicht nackisch draußen liegen (oder nur mit allgemeinem Aufsehen, wir haben das aber noch nicht getestet :-))
In Kalamos (hier ist mein letzter Blogeintrag “Ode über die Tür” entstanden) bleiben wir gleich 2 Tage. Trotzdem es dann doch ein Hafen ist bewundern wir den quirligen selbst ernannten Hafenmeister George, der für seine unglaublichen Fähigkeiten sogar im Hafenführer erwähnt wird. Er saust herum, greift Mooring leinen (das sind die dicken Seile an Bord), schreit Befehle wie und wo der Anker fallen muß, springt in sein RIP (Schlauchboot mit festem Boden) und rast durch den den Hafen um Jachten, die sich partout wehren in kleine Lücken zu quetschen und um am nächsten Tag den Ankersalat zu entwirren. Bestes Hafenkino. Wir zählen nach etwas 4 Stunden ca. 50 Jachten (ein Nachbar erzählt uns George hat es schon mal auf 100 geschafft, wie denn, hat er die gestapelt ???). Ganz nebenbei erwähnt er, daß er der Besitzer des Hafenrestaurants “George” sei (wie originell) und man doch vorbeischauen soll auf ein Drink oder ein Abendessen, so hat er, im Gegensatz zu den anderen Restaurants am Hafen immer eine volle Bude. Eine wirkliche Institution an einem schönen Flecken im Ionischen Meer.
Von Kalamos geht’s weiter Richtung Marathia auf dem Festland, wo es wie im letzten Jahr auffällig ruhig zugeht. Ja die Inseln sind für die Chartersegler und Flottilas interessanter trotzdem es dieses Jahr wegen Corona lange nicht so voll ist, die Mehrzahl der Nicht-Schengen Touristen fehlt und damit auch die hoffnungslos überfüllten Buchten und Ankerplätze. In Marathia gibt’s nur einen kleinen Campingplatz am Strand, an dem ein paar Griechen nachts noch Sirtaki tanzen (hoppa :-))
In Astokos dann wieder einem kleinen Hafen, stocken wir unsere Essens und Getränkevorräte auf, wir sind runter auf 0 Bier – 0 Gin – 0 Tonic – 0 Wein – 0 Ouzo. Das geht ja gar nicht !! Wir lassen also ordentlich Euros im Supermarkt und machen uns am nächsten Tag davon, kleinere Arbeiten, die Landstrom benötigen, werden noch erledigt.
Unterwegs fange ich dann nach Ewigkeiten mal wieder an ein Buch zu lesen an und dann ausgerechnet das hier. Soll ich mir da jetzt im gesetzten Alter über 50 Gedanken machen? naja im Buch geht’s um Marie, die 6o ist, dann hab ich wohl noch ein wenig Zeit.
In Nisis Petala liegen wir in einer breiten Bucht fast ohne Nachbarn aber schlammigem Wasser, man sieht gar nichts. Dabei entdecke ich, daß meine Lieblingsplätze beim Segeln einsame Buchten mit Felsen und klarem Wasser sind, diese finden wir am nächsten Tag auf Ithaka, in der Bucht von Ormos Sarakiniko. Zwar nicht ganz alleine haben wir imposante Nachbarn und wir sehen zum ersten Mal zwei große Goldmakrelen, die nach fliegenden Fischen jagen. Die grössten Fische, die wir bislang im Mittelmeer gesehen haben.