... around the world

Eine Ode an die Tür

Auch eine schwere Tür hat nur einen kleinen Schlüssel nötig. (Charles Dickens)

Türen sind komisch. Sie öffnen sich für eine Person, mal per Knopfdruck, mal nur nach vorheriger Ansage, mal zaghaft und manchmal gar nicht. Denn die Tür steht irgendwie immer dazwischen. Zwischen Freund und Feind, zwischen Kindern und Eltern, zwischen Krieg und Frieden, zwischen gestern und heute. Eine Tür erzählt Geschichten, welche die das Leben schreibt, welche die Du Ihr wirklich ansiehst, welche die Du Dir wünscht und welche die Dich erschauern lassen. Auf einem Spaziergang durch Kalamos begegnen mir Türen, die mich zum nachdenken bringen:

Eine alte Tür, eine mit abgeblätterter Farbe unter der Du zwanzig alte Farbschichten siehst, eine die wenn Du hindurch gehen könntest in eine Ruine führt. Eine mit Löchern am Fuß. Ist das das Loch durch das sich die wilden Katzen zwängen um sich zu verstecken. Sie ist schon seit langem nicht mehr geöffnet worden. Aber wem hat sie Einlaß gewährt bevor sie ein so verwittertes Zeugnis einer einstmaligen Behausung war. Jeder schien seinen Fussabdruck auf der abgenutzten Schwelle zu hinterlassen. Wie alt ist sie wohl schon, 20 Jahre? 100 Jahre? und warum steht sie noch? Vielleicht weil da doch jemand eine Tür haben will um seinen maroden Besitz zu sichern. Aber benutzt wird sie wohl immer noch auch wenn kein Schloß dran ist, kein Türgriff, nichts was diese Tür öffnen könnte. Auch wenn die Ruine dahinter langsam zerfällt, die Tür bleibt stehen.

 

Eine seltsame Tür, eine Drahtverhau vor dem Glas und ein Türgriff der viel zu tief liegt, als ob hier jemand einfach eine Tür brauchte um den Inhalt dahinter zu verbergen. Ein Vorhaengeschloss davor, ein improvisierter Safe? aber mit einer Glasfront. Vielleicht ist der Inhalt doch nicht so wichtig, aber eine Tür braucht man davor. Hat der Türbauer einfach eine Lösung gesucht und dann improvisiert oder war es eben besser als einfach ein Brett oder ein Gitter. Wer weiß es schon, denn hinter die Tür schauen geht nicht.

 

Wie elegant und irgendwie interessant. Eine Tür, edel, mit schöner geschnitzter Türfront und einem Türsturz, der ein nobles Zuhause dahinter vermuten laesst. Ein schmiedeeisernes Gitter, das für Lüftung und Licht sorgt. Eine etwas vergilbte aber intensive Farbe, die aussieht, als ob sich jemand Gedanken gemacht hat, ob die Farbe zur Umgehung paßt. Sogar eine geteilte Tür, die sich wie ein Fensterladen benutzen laesst ohne die ganze Tür zu öffnen. Und doch ist ein Teil der Tür mit rostigem Wellblech geflickt, was verbirgt sich dahinter? Ist die glamouröse Zeit dieser Tür vorbei oder die des Besitzers, hofft man einfach, daß es noch eine Weile hält oder wartet man auf bessere Zeiten, die diese Tür schon gesehen hat?

Mehr ein Verschlag als eine Tür. Ein frisches Grünblau, dass das triste Braun übertüncht, beide haben wohl schon einige Jahre auf der Zarge und ein Weg aus Marmor der so ganz zufällig daran vorbeigeht. Ein Schloß, kein Türknauf, eher als ob man dort einen Verschlag oder einen Keller dahinter vermutet, wo vielleicht ein angenehm kühles Klima herrscht und jemand dort Kartoffeln lagert oder anderes Gut. Auf jeden Fall keine Haustür, aber eine wichtige Tür für etwas, für jemanden, verborgen vor den Augen anderer aber trotzdem nicht versteckt.

Schwarz, vergittert, verdrahtet, verschlossen, düster. Eine Metalltür, stabiler wohl als Holztüren oder doch nicht, der Rost arbeitet hier am Meer schneller als der Holzwurm. Aber alles an dieser Tür lässt mich erschauern. Sie sperrt so bewußt aus, der Stacheldraht, die eiserne Kette und die Farbe. Ein Gefängnis? Dahinter ist ein leerer Raum, aus Stein, trist, ohne Licht. Also doch ein Gefängnis? Keiner kann durch, nicht mal eine Katze oder eine Ratte. Aber was will man verschließen, warum verschließt man eine Tür hinter der sich nichts befindet? (Zitat Nelson Mandela) “Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wußte ich, daß ich meine Verbitterung und meinen Haß zurücklassen mußte, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.”

Ich möchte gerne daß der Raum hinter dieser Tür immer leer bleibt.

 

Previous

Die Wiedergeburt

Next

Sailing the Ionian

2 Comments

  1. Marianne

    This is very lovely and poetic. Sehr schöne Betrachtungen. Du hast Talent!
    Marianne

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Powered by WordPress & Theme by Anders Norén

Follow

Get the latest posts delivered to your mailbox: