Ich kam – ich sah – Corona
Beim letzten Beitrag noch mit Wasser unterm Kiel steht unser Blümsche jetzt wieder auf dem Parkplatz. Corona hat uns aufs Trockene gelegt, denn auch wenn wir zu Wasser keine Epidemie auslösen, macht es keinen Spaß mehr, leere Staedte und trostlose Marinas zu sehen.

Zunächst hatten wir von Korsika eine lange und kalte Nachtfahrt vor uns, die uns kaum schlafen liess. Teils unter Motor teils unter Segel, ging es in Richtung Frankreich und siehe da, auf einmal meldeten sich sogar mal die Behörden bei uns, hat sich doch zuvor so niemand für uns interessiert. Zuerst dachten wir ja noch da kommen sogar die Abfangjäger, aber das wohl doch nur ein Manöver, wir hatten uns schon gewundert, in der Entfernung sah es so aus, als ob die Jäger ins Wasser fliegen, bis wir in der Dämmerung den Flugzeugträger ausmachten, von wo aus gestartet wurde. In Küstennähe bekamen wir Besuch von einem Helikopter, der uns über Funk rief und über uns kreiste. Nach der üblichen Befragung, wo und was wir denn so alleine hier draußen vorhaben, wünschte man uns eine gute Weiterfahrt und überließ uns wieder den eisigen Temperaturen.

Nicht viel los um diese Zeit aber je näher das Festland rückt umso mehr nehmen die Verkehrszeichen und Schiffsbewegungen zu, denn die Häfen hier leben von Ihrer Industrie. In der Nähe Marseille sehen wir offene Erdgasfeuer, eine Menge an Fracht- und Tankschiffen und etliche Industrieanlagen an Land.

Kurz vor 7Uhr morgens erreichen wir die Rhonemündung und unser Ziel, die Port Navy Service Marina in Port Saint Louis du Rhone. Eigentlich ein toller Standort, von hier könntest Du vom Mittelmeer aus auf Flüssen bis Mainz und weiter fahren, ich sags ja die Welt ist ein Dorf. Ein anderes Mal. Wir erinnern uns an Juli, wo wir unsere ANTHOS in der Cleopatra Marina bei Preveza in Griechenland bezogen hatten und jetzt, 4 Monate später liegt sie wieder auf dem Trockenen und das zusammen mit ca. 2000 anderen Booten, die hier aufgereiht stehen. Immerhin ist das Areal 22 ha gross und bietet vom Trockendock, Marina, Bootsservice bis zu eigenen Wohnungen, Marinezubehör und Leihfahrzeugen alles an, nur eben leider derzeit geschlossen.

Mit mehr als 1500 Booten ist das hier laut Broschüre der größte Lagerplatz für Boote in Europa. Auch hier geht’s mit dem Kran zügig aufs Trockene und unsere ANTHOS wird in Ihre Parkbucht gefahren und mittels einem Stahlträgergerüst gesichert. Die Zeit auf dem Trockenen hat uns schon in Griechenland nicht gefallen, nicht nur weil Du morgens, noch schlaftrunken, die Leiter runter klettern mußt um aufs Klo zu gehen, nein es ist auch irgendwie ein bißchen wie ein Friedhof, weil viele Boote vernachlässigt sind und nur noch hier vergammeln. Dazwischen stehen aber auch einige Exemplare, die wir sogar gegen unser Blümsche eintauschen würden. Da gibt es einige Katamarane, wie die Nautitec von Bavaria oder eine schicke Salonyacht oder vielleicht sogar eine Garcia, mit der Du auch ohne weiteres durchs Packeis segeln könntest. Selbst ein Renn-Trimaran, der breiter ist, wie unser Boot lang ist finden wir hier.

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Natürlich ist auch Frankreich im lockdown und daher können wir den Tag nach getaner Arbeit nicht wie sonst mit einem Bier im Yachtclub beenden, auch das Restaurant der Marina und alles andere ist lahmgelegt. Die Angestellten des Marina Büros sprechen mit uns nur übers Telefon und Ersatzteile können nur bestellt und abgeholt werden, der Laden ist geschlossen. Määähhh, das macht kein Spaß, aber wir haben sowieso viel zu tun, denn unser Blümsche muß gesäubert und winterfest gemacht werden, zudem müssen Reste verwertet werden.

Diesel müssen wir auch noch auffüllen, dafür fahren wir jeden Tag mit dem Fahrrad und Kanister in die nächstliegende Tankstelle. Weitere Arbeiten verschieben wir aufs nächste Jahr, wann auch immer es dann hoffentlich weiter geht, mehr wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht.

Zunächst geht’s jetzt mit dem Zug nach Deutschland. Robert, von der Marina, bringt uns mit seinem roten Panda (der später mal zu einem Ferrari heranwachsen soll wie er sagt) nach Aix-en-Provence, wo es mit dem TGV mit über 300 kmh durch Frankreich geht. In Paris müssen wir den Bahnhof wechseln, ein UBER Fahrer lamentiert dabei wie üblich über alles offizielle in Frankreich und wir ärgern uns ein weiteres Mal darüber, daß die ganze Corona politik einfach nur nervt. Da ist man schon mal in einer der grossartigsten Metropolen Europas und kann nirgendwo rein, nicht mal in die Kirche.

Als nächstes geht’s für mich wieder nach Hause und für Klaus noch für etwas länger in Hanau. Vorschriftsmäßig muß ich zu Hause in Zwangsquarantäne, bevor ich einen Housesitting Job in Auckland übernehme. Unser Blümsche, unser schwimmendes Zu Hause, vermissen wir jetzt schon.