Emmène moi a lá mer – Take me to the sea. Ja jetzt werden es einige Sinnsprüche in Fanzösisch sein, denn wir sind ja en France. Seit drei Tagen schwimmt das Blümsche wieder und segelt und brummt und zischt durch alles was vor Ihr/Ihm*innen 🙂 liegt. Nachdem wir den letzten Schäkel (nautischer Begriff) gewienert, das letzte Kabel gezogen, den letzten Halter verschraubt und das letzte Mal die Leiter vom Blümsche auf den Bootsparkplatz hinuntergeklettert sind, haben sie uns abgeholt, nein nicht die von der Klapse sondern die von der Bootswerft mit dem grossen Kran.
Nur allzu schnell lag das Blümsche auf den Riemen und fuhr davon. Wer sich da wundert, ja auch Jachten können auf dem trockenen fahren.
Schnell kam noch der letzte Anstrich von Antifouling wo vorher keines war und da hing Sie schon über dem Wasser. Kleine Bedenken, sie könnte auch gleich wie ein Stein auf das Hafenbecken sinken verflogen schnell, denn unsere Anthos schwamm wie eine Gummiente in der Badewanne. Sicherheitshalber haben wir noch eine Nacht an der Hafenmole verbracht, man weiss ja nie, aber alles war gut und wir verspürten wieder dieses schwammige aber beruhigende Gefühl, auf dem Wasser zu schlafen.
Am nächsten Tag gehts dann endgültig raus aus der Industrielandschaft Marseilles und Richtung Osten, nicht zu weit, denn wie man so schön sagt, “Sealegs”, also der ewig desorientierte innere Horizont muss sich noch einstellen.In einer der Calanques (Felsenbucht) der Ile (Insel) Ratonneau liegen wir die Nacht vor Anker und ja, es fühlt sich bei einigermassen Seegang wieder an wie auf dem Heimweg von der Kneipe mit drei Pomille aber trotzdem sind wir froh wieder auf unserer Anthos zu leben. Der obligatorische Sprung ins kühle Nass und der abendliche Gin&Tonic bei gleichzeitigem Deppenguggen im Ankerkino hat uns dann wieder für all die Zeit entschädigt, die wir sonstwo waren. Es hat was dieses segeln. Da wir unweit vom Festland lagen, war dann auch am Wochenede ordentlich was los. Die Partyschiffe und Wochenendsegler waren am feiern, die Marsianer äh Marseilleaner grölten mit braunbehaarter Brust den rotverbrannten Mädels und Ihren “Arsch frisst Hose” Bikinis hinterher, denen wünschen wir natürlich allen eine Heimfahrt bei 20kn und 3m Wellen, aber wir waren ja auch mal so jung, oder ??
Am nächsten Tag dann die Sonntagsschicht mit den Familien, die inmitten einer Quallenflut Ihren entflohnenen Luftmatratzen hinterher schwammen. Seis drum, auch in Frankreich darf man ja segeln, irgendwie komisch, nicht mehr griechisch oder italienisch zu lauschen, sondern La vie en rose.
Heute dann stand der Wind dann günstig um gut Strecke zu machen so setzten wir früh die Segel und ließen uns ostwärts treiben.
Etliche Calanques später und vorbei an Kindheitserinnerungen, wo ich als kleiner Stups mit Familie im Wohnwagen diese schönen Pinienwälder erschnupperte, erreichten wir heute die Iles de Hyeres, genauer die Ile de Porquerolles an der Code d’Azur. Nach etwas über 49nm liegen wir heute wunderbar ruhig in einer Bucht mit glasklaren Wasser unterhalb der Burg Sainte-Agathe (ach ja Napoleon war wohl der erste hier). Neben einer einzigartigen lokalen Weinsorte, dem Domaine de la Courtade spielten auch Maigret Romane von George Simenon hier. Wir würden ja noch bleiben, aber es sind noch knapp 30nm nach St Tropez und dann Cape d’Antibes, wo ich vor sehr langer Zeit mal im Schlafsack am Strand schlief, warten ja auch noch auf uns. Ademain oder vielmehr bis zum nächsten Blogeintrag sagen wir “Au Revoir” und bis bald auf diesen Seiten.