“Sa domu est minor, su coru est mannu” – “Das Haus ist klein, das Herz ist gross”(Sardisches Sprichwort)
Sardinien (die Sandale) lässt grüssen. Ja wir nahmen Abschied von Baguette, Salami und Myrte (Korsischer Likör) und liegen noch für eine Nacht in einer uns bekannten Bucht, die wir in 2020 in umgekehrter Richtung aus Sardinien erreichten, der Anse d’Arbitru.
Damals hatte wir uns nicht weiter in die Bucht getraut, denn laut Seekarte ists in der Bucht nur 0.8m tief, das sind 1.2 zu wenig Wasser für unser Blümsche, aber diesmal haben wir die Ruhe weg, hier liegen auch schon andere, allerdings obacht, da vorne guggt was raus, ein unschöner Felsen, der wie ich später beim schnorcheln feststellte, schon mehrmals zum Verhängnis für die zu vertrauenswürdigen wurde. Wir finden ein nettes Plätzchen im glasklaren Wasser und nehmen erstmal Abschied von Korsika.
Danach gehts über die Strasse von Bonifacio bei besten Wind- und Wetterverhältnissen nach Sardinien, wo wir auf halber Strecke mit einem Bekannten Seenomaden aus unserer Zeit in Nydri Kontakt haben. Er sei mit Boot und Freundin vor La Colba und wir freuen uns auf das Empfangskommittee. Schnell wird geankert in der breiten Bucht und erstmal ein kaltes Bierchen gezwitschert.
Wie lange ist das her, 2 Jahre, als wir in der Community um Skorpios Charter am Pier in Nydri geschwitzt haben und uns mit Conny und Konsorten bei den Daltons eine Gyrosplatte und reichlich Mythos Bier einverleibt haben. Eine schöne Zeit war das und eine tolle Community. Thomas hat damals kurz nach uns Griechenland verlassen, natürlich auch mit Covid im Nacken und ist inzwischen in Sardinien semi-sesshaft geworden und sich mit Freudin Cassia ein Häuschen zugelegt hat, das schwimmende aber noch nicht aufgegeben hat. Also verabreden wir uns auf ein paar gemeinsame Segeltage, wenn wir wieder im Norden sind, denn wir müssen uns ranhalten Sardinien in der zur Verfügung stehenden Zeit zu umrunden.
Wir machen uns auf den Weg in Richtung Süden gegen den Uhrzeigersinn und werden mit konstanten Winden von hinten belohnt. Das gleicht dann dem Surfen und wir machen mit 7-8 kn gute Fahrt. Bis es passiert, das grosse Vorsegel hat sich am Mast gelöst und klatscht mit Wucht ins Wasser und wird vom Blümsche mitgezogen, Zum Glück hängt es noch am Fuss fest und wir haben erstmal alle Hände voll zu tun, dass schwere Tuch wieder an Bord zu bringen. Ja so ein Rollreff (aufrollbahres Vorsegel) hat Vorteile, Du kannst es relativ einfach auf die gewünschte Grösse ein- oder ausrollen, Nachteil ist, wenn denn die Mechanik versagt, dann heisst es rauf auf den Mast. Schnell sehen wir, dass sich bei einer Wende (durch den Wind gehen wobei das Segel von der einen auf die andere Seite gezogen wird) der Splint am Schäkel gelöst hat, zum Glück aber nichts gerissen oder kaputt, es bleibt beim Mastklettern um den Schäkel wieder runterzuholen.
Das klappt dann bei windstillen Verhältnissen vor der Isola Rossa, wo wir anschliessend gleich noch weitere Arbeiten erledigen. Klaus baut mir eine zweite Schublade in die Küche ein (separater Blogeintrag folgt), wobei hier Bavarias Planungsteam eindeutig Scheuklappen hatte (überhaupt lässt die Küche aus Sicht eines Kochfans einiges zu wünschen übrig). Und ich mache mich an die Reparatur des Lenkradleders, dass mit der Zeit jetzt einfach mal durch ist. Die Fleissarbeit von einige Stunden kann sich sehen lassen und unser Blümsche ist wieder ein wenig schicker unterwegs.
Einzeln aufgelistet hat das Blümsche seit dem Erstwassern über 40 Verbesserungen, die sicher im Wert über €20.000 liegen, erhalten. Von stärkeren Solarpanels über die Installation eines Fernsehers, Ausbau der Küchenzeile, digitale Thermosatate, verbesserter Batterieüberwachung, verstärkter Anker und Kette, elektrische Toilette, LED Beleuchtung, Waschmaschine, ausgewechselten Seeventilen, Einbau von USB Anschlüssen, digitale Batterieüberwachung, zusätzlicheu Motorbelüftung mit automatischer Feuerlöschanlage, Passerelle mit Dinghy Davit (Hebevorrichtung für Dinghy und Outboard) uvm.
Ein passendes Sprichwort dazu: Es gibt zwei schönste Momente im Leben eines Seglers, der eine wenn Du Dein Boot kaufst und der zweite wenn Du es wieder verkaufst. Dazwischen liegt ein Ausgabenfass ohne Boden. Ja so schlimm ist es nu nicht und die schönen Momente überwiegen bei weitem, aber auf jeden Fall bin ich mehr als dankbar, dass Klaus nicht nur ein würdiger Kapitän ist sondern auch Tim Taylors Show Tooltime locker in den Schatten stellt. Ich bin dann gerne Smutje, Deckhand, Mastkletterer, Provisionsorganisator und Ankertaucher :-).
Mal wieder in einer Marina erreichen wir die Stadt Alghero und legen am Stadtkai an, es heisst Proviant auffüllen und wir fahren per pedes zum nahen Lidl und mit drei Paletten Bier (und dazu noch unser alt bekanntes und beliebtes Griechenlandbier Mythos, siehe einschlägige Blogeinträge) nebst vollem Einkaufsrucksack zurück zum Schiff. Abends füllt sich die Stadt, deren altes Viertel mit einer fast vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben ist. Restaurants sind voll und bis spät abends sind Händler auf der Strasse und eine Stimmung, wie wir Sie schon seit Griechenland nicht mehr erlebt haben. Schön wars, aber auch heiss. Wir brauchen wieder eine Bucht, für regelmässiges Abkühlen durch Wasserberührung.
Nach viel günstigem Wind dann jetzt mal wieder eine lange Durststrecke unter Motor, das nervt, aber nicht zu ändern. Wir kommen in eine karibigleiche Bucht (Spitzname Sardiniens : Europas Karibik) ist vor der kleinen Inselgruppe Pas della Pelosa. Etwas wenig Wasser unterm Kiel, dafür eine Bucht mit türkisfarbenem Wasser.
Bis dahin haben wir bestimmt 100 eher unscheinbare Fischerbojen passiert, einmal erwischen wir sogar eine daran befestigtes Netz, zum Glück haben wirs gemerkt und werden es wieder los, bevor es sich im Propeller verheddert. Ahnlich wie in Griechenland verzichten wir hier bewusst auf Fisch, denn die wenigen, die man hier sieht, werden in Babygrösse zu hohen Preise den Touristen offeriert. Nein danke, dann lieber Pizza.
Und die ist mal so richtig lecker hier. Überhaupt ulkig, dass zwei fast aneinandergrenzende Inseln kulturell und gesellschaftlich so unterschiedlich sein können obwohl sie viel gemeinsame Geschichte teilen. Der Korse, der kein Franzose sein will und der Sarde, der kein Italiener sein will, einige Gemeinsamkeiten gibt es ja, aber trotzdem fühlt es sich an wie zwei Welten. Ach ja, die Franzosen haben eindeutig das bessere Brot und Italiener den besseren Schinken.
Ob Pastis (Korsische Nationalflagge)
oder Grappa (Sardische Nationalflagge),
da haben wir uns noch nicht entschieden, in diesem Sinne Salute und Ciao !!