Wer einmal auf Korsika war, kommt immer wieder (Korsisches Sprichwort)Das Abenteuer der letzten Woche kommt zunächst in Calvi, Korsika zu einem Ende und bevor es entlang der Westküste weitergeht gilt es zunächst die Eindrücke der französischen Riviera hier zu schildern. Von der schönen aber überfüllten Calanque de Porquerolles segeln wir entlang bei gemischten Wind und Wetter und steuern die Highlights der Riviera an. St. Tropez, Cannes, Antibes stehen auf unserer Wunschliste und danach Monaco, denn auch da muss unser Blümsche mal gewesen sein.

Wir brechen also auf und unterschätzen den Wetterbericht insofern, dass ein sich näherndes Gewitter wahrscheinlich an uns vorbeizieht, falsch gedacht. Wir sind schon unterwegs und schauen uns um, leider kein schöner Anblick. Dicke Gewitterwolken ziehen in unsere Richtung und eine Blitz- und Donnerfront treibt uns in die nächste Ankerbucht. Leider nicht rechtzeitig, der Wind nimmt auf 40-50kn zu und wir ziehen gerade noch rechtzeitig alle Segel ein und schliessen die Luken, denn der Regen setzt fast gleichzeitig ein. An Ankern ist nicht zu denken und innerhalb von fünf Minuten verschwindet auch die Sicht, wir sind am Ausläufer des Tiefs, das droht, mit allem, was es zu bieten hat, über uns wegzuziehen. Es bleibt keine Zeit die Allwetterkleidung anzuziehen, aber zum Glück bleibt es wenigstens warm. Die Böen schaukeln unser Blümsche durch wie ein Korken im Glas und Klaus hat alle Hände voll zu tun, das Steuer zu halten, damit wir nicht auf der Seite liegen. Im Boot gibt es zum Glück kein Schaden, ausser Wasser, dass von überall droht, ins Boot einzudringen. Ein Gutes hat die missliche Lage, das Blümsche wird live mit uns an Bord durch die Frischwasserwaschanlage gefahren. Nach bestimmt vier Stunden durch Sturm und Regen lassen Wind und Wellen nach und wir steuern wieder Land an, nichts ist schlimmer, als nahe an einer bedrohlichen Felsenküste zu segeln, wenn der Wind stärker ist als Dein Motor. In einer einigermassen geschützten Bucht können wir dann endlich ankern, durchgefroren, völlig fertig und pitschnass. Fazit, eine Fehleinschätzung des Wetters hat uns eine Feuertaufe beschert, die wir und das Blümsche gut überstanden haben.Am nächsten Tag gehts dann zum Glück sehr viel ruhiger weiter und wir ankern vor St. Tropez, einem Juwel der Riviera. Die grosse Bucht liegt voll mit mondänen bis absurden Superjachten (auch die Olivia O., die wie ein Eisbrecher aussieht begegnet uns wieder, wir hatten sie auch schon in griechischen Gewässern gesehen und für hässlich befunden) und die schmucke Fassade der Stadt ist hinter den grossen Protzschiffen kaum auszumachen. Aber da ich ja die Louis du Funes Filme kenne bis zu Real-Time-Zitaten auswendig kenne, weiss ich natürlich wie’s dahinter aussieht, also wo die Olnico lag und die Gendarmerie und überhaupt “Do you do Do you St. Tropez” geht mir nicht aus dem Kopf.Das wollen wir uns bei einem Stadtrundgang alles anschauen. Das Städtchen hat nichts von seinem Riviera charme der 60iger verloren, die Damen wackeln in Stöckelschuhen übers Kopfsteinpflaster und die Herren im luftigen Leinenlook gönnen sich den Blick hinterher. Ich lasse mir den Besuch in der berühmten Gendarmerie, die heute ein Filmmuseum der französischen Leinwandlieblinge von Michel Galabru bis Brigitte Bardot ist, nicht entgehen und schwelge selig in Erinnerungen. Wir schauen uns dann die Bucht noch von der Festung an und und bleiben noch eine Nacht, am Abend gibts dann sogar noch ein beeindruckendes Feuerwerk (das hätts ja für uns gar nicht gebraucht). Der nächste Stop in Cannes fällt leider wegen Überfüllung aus, tja die Franzosen finden wohl auch Gefallen an Ihrer Küste. Naja dann schauen wir uns eben den Jetset von Antibes an bevor wir als letztes Ziel Cap Ferrat ansteuern. Eine schmucke Bucht mit idyllischer Landschaft und Gebirge im Hinterland, die imposante Küstenstrasse ist bestimmt auch einen Ausflug mit dem Auto oder besser mit dem Motorrad wert. James Bond, Gary Grant und Grace Kelly waren ja auch schon hier :-).Das Highlight Monaco liegt direkt nebenan, eine Bucht weiter und Du bist auf einmal nicht mehr Franzose sondern Monegasse. Die Stadt oder besser gesagt das Land oder vielmehr das Fürstentum hats hübsch hier, die Häuser wie in einer Arena um den schönen Hafen gebaut, ich schätze egal in welcher Garage die hier wohnen, sie kostet ein Vermögen mit diesem Ausblick.Wir legen uns bewusst in den kleineren der beiden Häfen Fontvielle, damit sich unser Blümsche nicht wie ein Vergiss-mein-nicht unter der ganzen Riesenfauna mit Millionenpreisschild vorkommt. Von meinem damaligen Teenagerausflug kann ich mich u.a. erinnern, wie ich diese Riesenboote bewunderte und mir nicht mal ne Cola leistete, irgendwie hat einem da das Leben inzwischen etwas mehr Weisheit geschenkt und wir leisten uns doch ne Cola ! Den Aufenthalt wollen wir aber bei €88 pro Nacht nicht noch weiter ausdehnen und so nutzen wir den Tag voll aus, klettern auf La Roche rauf und schauen mal der Fürstenfamilie ins Schlafzimmer. Schön wars Monaco, aber das wars dann für uns. Auf nach Korsika.Heute liegen wir nach einer Überfahrt, die so alles, was wir am Segeln nicht mögen, in sich hatte, in einer Bucht vor Calvi und sind froh, wieder etwas ruhiger schlafen zu können. Die Überfahrt von ca 20 Std fing ganz nett an, ein Wind mit 15kn aus 90 Grad, das Gross ausgestellt und richtig getrimmt, waren wir mit 5-6 kn unterwegs, als der Wind erst stirbt und dann mit Böhen von 20-30kn und unangenehmen Kreuzwellen in einer tief dunklen Nacht daherkommt. Die Schüttelei nervt und der Motor noch vielmehr. Erst ca. 5 Std. vorm Ziel ist wieder an Segelsetzen zu denken und dann fällt der Motor aus, Sch…. keine Ahnung warum, also müssen wir vor Calvi unter Segel ankern, Klaus brilliert und setzt den Blümscheanker erfolgreich in den Sand, für heute haben wir es geschafft. Schlafen, nur noch schlafen. Heute hat es der Schiffsingenieur in eigener Person geschafft, den Motor wieder flottzumachen, wir hatten schon schlimmstes befürchtet (Dieselpest, Hochdruckpumpe kaputt, etc), zum Schluss war es ein verstopfter Dieselabsprerrhahn der sich mit einer undefinierbaren schwarzen Masse zugesetzt hatte. Jetzt nur noch das Dinghy flicken (das lebt jetzt wirklich nicht mehr lange), die Klampe beschriften, den Lautsprecher ausbauen, die Halterung am Solarpanel befestigen, einen Blogeintrag machen, den Saustall aufräumen und und und, man hat eben immer was zu tun.Bis zum nächsten Mal, wir müssen nochmal schnell schwimmen gehen …