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Month: August 2022

Die blaue Diva

Il faut faire aujourd’hui ce que tout les monde fera demain (Wir müssen heute tun, was alle morgen tun werden) Jean Cocteau

Im letzten Eintrag gab uns das Wetter nochmal einen Geschmack von “was wäre wenn”. Wir sind ja nun glücklicherweise einem Instinkt gefolgt, der uns vor einem schlimmen und plötzlichen Unwetter über Norditalien, Korsika und Sardinien bewahrt hat. Vielen anderen ging es nicht so gut. Während wir den Sprung an die Küste und in Reichweite eines sicheren Hafens gemacht haben gab es besonders in Korsika Tote, Verletzte und kaputte Boote. Das Unwetter und die Schäden, die es speziell jetzt in der Ferienzeit in überfüllten Buchten verursacht hat sind nur ein weiterer Beweis einer zunehmenden Klimakatastrophe. Wer jetzt noch denkt, das holt einen alles nicht ein, der ist blind und zugegebenermassen ignorant und verantwortungslos. Die Meere versalzen zunehmend und verdunsten aufgrund der hohen Temperaturen in immer grösseren Mengen, Folge sind zunehmend aufsteigende Luftmassen, die dann in heftigen Unwettern auf trocken warme Landmassen mit den synoptischen Winden vom Land zusammentreffen, so in etwa wie das Ergebnis von Schwefelsäure und Glycerin (=BUUUMM). Die Winde sind je nach Land bekannt (Meltemi, Sirocco, Bora, Levante, etc.) und meist saisonal schwach bis heftig, die Meeresbeschaffenheit (Strömung, Tide, Fels, Sand, etc.) ebenfalls, aber wenn man dann zu der sonst relativ harmlosen Mischung Brandbeschleuniger wie heisse Sommer und Wassererwärmung zugibt kann man nur noch hoffen, dass man das ganze unbeschadet überlebt. Hier ein paar Eindrücke von Korsika und so ziemlich von den Plätzen, wo wir auch noch vor kurzem lagen. Hier auch live zu sehenJetzt fragt man sich vielleicht, warum man dann auf die Idee kommt, sich dem auf einem Segelboot auszusetzen ?? Da kann ich nur sagen, ich frage mich vielmehr, ob und wenn ja wo es eine bessere Überlebenschance gibt, auf dem Land, im angeblich sicheren Haus, dass vielleicht im Ahrtal oder an der Oder liegt oder bei uns an der Westküste oder jüngst in Nelson, denn an Land ist es ebenso schlimm wie auf dem Wasser. Eins ist völlig klar, die Natur kann der Mensch definitiv nicht beeinflussen, aber alles was man Ihr zufügt, umso mehr ein Grund aktiv Umweltschutz zu betreiben und JETZT zu handeln ohne die üblichen Ausreden, wie “was kann ein einzelner schon ausrichten” oder “da sollen erst mal die anderen was tun” blablabla. JEDER kann ALLES tun und JEDER hat die Möglichkeit zur Recherche und Meinungsbildung.
Als Beispiel: Recherche der Maori (Ureinwohner Neuseelands) in Zeiten Pre-Internet gab es schon vor 1000 Jahren um nur mal einen humanistischen historischen Ansatz zum Umgang mit der Natur zu schildern. Gab es Anzeichen dafür, dass eine Ressource knapp war, belegt der Tohunga (Stammes weiser) das betroffene Gebiet mit einem Rahui, einem Verbot zur weiteren Nutzung damit sich Bestände erholen (zugegebenermassen ist es nicht immer geglückt). Alle, die dieses Verbot missachteten endeten mit allerlei pittoresken Bestrafungen von Tod, Krieg bis zu Abendessen. War es denn mal Essig mit den natürlich Ressourcen, ist man weiter gezogen, tja das ging damals, aber heute? Mars ? Mond ? Atlantis ? Ich weiss nicht.Nun ja, ich könnte da jetzt ausholen, aber das würde den Rahmen eine Seglertagebuchs sprengen. “Moving right along”. Wir sind wieder an der Riviera und bestaunen in einer Bucht vor Anker erstmals gigantische blaue Quallen der Gattung Rhizostoma, sogenannte Wurzelmundquallen, die anders wie Ihre kleinen fiesen Verwandten relativ harmlos sind.Die kleinen fiesen sind Feuerquallen, mit der wir beide schon Bekanntschaft gemacht haben und die hier vermehrt in Buchten auftreten. Diese grossen blauen sind faszinierend und wir nehmen Sie gerne auf in unsere Sammlung der zugegebenermassen geringen Begegnung mit Meeresbewohnern.Vor Monaco liegen wieder alle, die in Ihren Wasserspass mehr als 10 Mio investieren. Und obendrauf dann noch die MSY (Motor-Sailing-Yacht) “Wind Surf”, ein stolzer Fünfmaster und eine der grössten Segelkreuzfahrtschiffe der Welt.Wer sich an dieser Stelle über den Titel dieses Eintrags wundert (Die blaue Diva) den verweise ich auf diesen Artikel des Spiegel Reisemagazins, der einfach alles in Worte fasst.Etwas weiter in Menton dann wieder ein bezahlbares Marina erlebnis für uns ein dem schmucken Hafen vor der Plage de la Sablettes. Wir kommen wohl gerade zum alljährlichen Musikfestival, tja und das hätten wir dann auch gerne verpasst. Beim zuhören dachte ich an gequälte Katzen und Fingernägel, die man an einer Tafel entlang kratzt oder an einen Violinenschüler der ersten Stunde. Das war definitiv keine Musik (sondern Kunst undefinierbarer Natur) und das körperliche Schauspiel der Artisten eher die schmerzhaften Verdrehungen eines über dosierten Drogenkonsums. Der kleine Ort hingegen widerspiegelt die Atmosphäre der Riviera und ein Leben des Feudalismus mit Meerblick. Schmucke Gässchen mit erlesenen Bistros und Geschäften, hier triumphiert die bekannte und gebietsgeschützte Menton Zitrone und die Erinnerung an den französischen Poeten, Schriftsteller und Künstler Jean Maurice Eugene Clement Cocteau. Wir schlendern durch die Altstadt mit Ihren hübschen, schmalen pastellfarbenen Häusern und abgelaufenen steilen Steintreppen.Eine Überraschung, die wohl nur Rugbyfans begeistert, ist das Grab von Webb Ellis, dem Erfinder des Rugby, war er doch eigentlich Brite, hat es Ihn zu Lebzeiten nach Menton verschlagen, wo er auf dem alten Friedhof der Stadt hoch oben und mit bestem Ausblick seit 1872 begraben liegt.Der Friedhof ist dann auch ein echter Hingucker, alleine schon durch die Architektur und die Eindrücke der Gräber, die der Landschaft schmeicheln, daher hier eine eigene Fotostrecke.SUnser Blümsche bekommt dann sogar noch eine Wäsche von oben, denn es regnet tatsächlich kurz in Strömen seit vielen Monaten das erste Mal.Am nächsten Tag dann ein kleiner Schlenker nach Beaulieu-sur-mer, wo wir die nächsten Tage verbringen. Die Sonne und Hitze ist wieder zurückgekehrt, trotz allem machen wir noch eine kulturelle Anstrengung mit dem Aufstieg zur Villa Ephrussi de Rothschild, die ein Musterbeispiel der Ära Belle Epoque ist und mit Ihrer opulenten Inneneinrichtung und den riesigen kultivierten Gärten mit Ausblick aufs Meer eine wahre Augenweide ist.Next Stop Nizza, wo wir auf jeden Fall den Blumenmarkt besuchen wollen und die Altstadt. A bientot und bis bald.live

Adieu Corse, Elba, Sardinia …schön wars

Nach dem Motto “Warst Du auf dem Mittelmeer, hast Du keine Mittel mehr” lassen wir jetzt mal die Inselmillionäre zurück und schauen uns wieder die Milliardäre an der Riviera an. Ja wir haben es hinter uns, einmal rund um Korsika, rund um Sardinien und rund um Elba. 1150 nm (2130 km) in 2 Monaten, ja das klingt nicht viel, aber Segeln auf Blümsche ist ja nicht Segeln beim Americas Cup.

Fazit bisher, wir geben Korsika den Vorzug, Sardinien ist ganz nett aber eben nicht so ganz, Elba liegt irgendwie dazwischen. Es liegt jetzt nicht unbedingt an den kulinarischen Vorzügen die ich ja schon in vergangenen Posts angepriesen haben, nein, Korsika strahlt so etwas aus, was an Neuseeland erinnert, die grüne satte Natur, Palmen, die das ganze irgendwie tropisch aussehen lassen, die Berglandschaft, die wir Banausen, nicht ein kleinstes bisschen erkundet haben, ne nicht bei über 30 Grad. Diese Küste mit Buchten, deren Farben von türkis grün bis pastel blau variieren, nicht immer kristallklares Wasser mit sandigem Untergrund oder von Posidonia (Seegras) feldern übersät, die den wenigen Fischen etwas Unterschlupf bieten. Ja klar Felsen und Buchten, die gabs in Sardinien auch, aber dann kommt dann auch noch so Stimmung, die Atmosphäre, das allgemeine Ambiente dazu. Die Menschen nett, maritim und hilfsbereit. Es geht nicht so chaotisch zu wie in Griechenland, wo man von verrücktem Ankerkino in Häfen bis zu sehr rustikalen und zT verdreckten Küsten alles erlebt.

In Korsika und Sardinien will man ganz klar saisonal am Yacht tourismus verdienen, die Marinagebühren für unsere Bootsgrösse liegen im Bereich “geht so” (€40 pro Nacht) bis total überzogen (€300 pro Nacht) , wir lagen hier gefühlt zu 90% vor Anker, was viel Geld spart, wo wir doch unser Hotel schon mit uns schleppen. In Häfen müssen wir ja nur um Wasser aufzufüllen, aber das ist nicht einfach. Fast überall im Mittelmeerbereich ist Wasser knapp und es herrscht eine Dürre wie noch nie, kein Wunder, die Wassertemperaturen sind so hoch wie noch nie, kein Tropfen Regen seit Monaten und die ständige Gefahr von Waldbränden, besonders in Korsika, wo die trockene Macchia (lokaler Busch) wie Zunder brennt. Die Superjachten haben Sonderstatus, was den Wasserverbrauch angeht, keine Ahnung, was die noch obendrauf bezahlen um Ihre Boote sauber zu halten, aber man merkt deutlich, dass auch den Bewohnern klar ist, dass die Natur keine Reserve mehr hat. Was dass dann wettertechnisch besonders für Segler zur Folge hat, lest Ihr im nächsten Beitrag.

Wir planen also die Überfahrt und hätten eigentlich noch Zeit in Korsika und/oder Elba, aber es kündigt sich ein heftiges Tiefdruckgebiet an, was sich vom Festland über das Thyrennische Meer nach Korsika, Sardinien und Norditalien zieht. Nichts was uns hier zuversichtlich stimmt, denn einen Medicane hatte unser Blümsche ja schon 2020 in Griechenland zum Glück ohne Schaden überstanden.

Wir machen also noch einen Zwischentop in Elbas Hauptstadt Portoferraio bevor wir über die Pfütze wieder nach Korsika segeln um dann den nördlichen Finger entlang bis zur Spitze Korsikas kommen. Nach knapp 40nm sind wir wieder in korsischen Gewässern und liegen in der Bucht vor Maccinaggio um morgen die Überfahrt ans Festland zu starten. Abends beobachten wir dann noch die Kakophonie von Blitzen, die das herannahende Tiefdruckgebiet ankündigt. Jetzt wirds aber Zeit. Morgens holt uns Wind und Regen ein, aber noch kein Problem, auf halbem Weg ans Festland dann die Flaute oder die Ruhe vor dem Sturm, dem wir entgehen wollen. Nix los auf dem Meer, die Boote, die sich jetzt noch nicht auf den Weg zu einem sicheren Ankerplatz gemacht haben werden noch Ihren schlimmsten Alptraum erleben, wie wir später erfahren. Wir planen für Mittwoch in einem sicheren Hafen am Festland zu sein, auch weil sich die Marinagebühren hier wieder zu bezahlen sind.

So auf Höhe von St. Remo kommen wir dann nach etwa 80nm und fast 7 Stunden unter Motor irgendwann um halb elf nachts an und legen uns in eine ungemütliche offene Bucht unweit der Stadt, die Schaukelei nervt, aber es reicht auch für heute.

Ein absolutes Highlight der eher unspektakulären Fahrt ist ein Delfin, der sich kurzerhand entschliesst ein bisschen in unserem Bugwasser mitzuschwimmen. Eine herrliche Begegnung, er ist neugierig und wir hängen wie Rose und Jack auf der Titanic über dem Bug und beobachten diese grazile und überaus bewundernswerte Kreatur. Mitten in seiner grazilen Fahrt dreht er/sie ?? sich auf die Seite und schaut uns direkt an, zweimal, und denkt sich wahrscheinlich wie kindisch sich Menschen über ein maritimes Säugetier freuen können. Wir fahren mit gut 6 kn (so ca. 11 km/h) und der Delfin schwimmt pfeilschnell vor uns her nur eine Handbreit vor unserem Bug. Scheiss auf Kamera, ich möchte dieses Geschöpf nicht aus den Augen verlieren, aber wie er mich so angeschaut hat, das war magisch. Kurz danach bricht er die Sause fahrt ab und taucht unter uns ab, weg ist er. Wir hatten vorher schon ein zwei Delfine gesehen, die aber quer ab Ihre Bahnen zogen und uns nicht näher kamen, aber dieser hier hat sich wohl entschlossen, die Reise für ein kleines Boot/Mensch Intermezzo zu unterbrechen.

Ach diese Welt da unter uns ist einfach bezaubernd, spannend und unglaublich beruhigend. Seien wir wie Wasser, leise, kraftvoll, unaufhaltsam, weich, hart und niemals zu unterschätzen. Und vor allem lasst uns alle etwas dafür tun, diese wunderbare Welt vor weiterer Zerstörung durch Müll und Ausschlachten zu bewahren. Jeder kann was dafür tun, von der Umstellung zu einem umweltfreundlichen und nachhaltigen Alltag über weniger Konsumzwang und Gier.

Es gibt keinen Planet B !!

Zusatzlade in Besteckschublade

Organisierter Stauraum ist auf jedem Boot Mangelware. Umso unverständlicher warum Bavaria mit der Besteckschublade so daneben gegriffen hat. Die Gesamthöhe der Schubladenöffnung beträgt 19 cm, die Schublade selbst ist gerade Mal 9 cm hoch. Die Tiefe ist durch die dahinter laufende Verlängerung des Pütting beschränkt. Als Resultat hat man eine ständig überladene Schublade die bei zu festem zuschlagen oder Schräglage liebeswürdiger Weise ihren überschüssigen Inhalt in den freien Raum hinter der Schublade entlädt. Ich hatte eine Holzplatte dahinter geschraubt um das zu verhindern.

In FB fand ich durch Zufall einen Beitrag in welchem sich jemand genau diesem Problem angenommen hatte und einen Einschub bastelte der auf der eigentlichen Schublade sass. Nicht abgespeichert war der Beitrag wie bei FB üblich später nicht mehr auffindbar. Ich habe meinen eigenen Ansatz gemacht, folgend die Beschreibung und die Maße.

Geleimt und verschraubt

Verwendet wurde günstige 8mm Tischlerplatte aus dem griechischen Baumarkt. Die Einzelteile zugeschnitten, verschliffen und geleimt. Nach dem trocknen mit 2mm vorgebohrt und Senkkopf- Schrauben 3 x 20mm zur Verstärkung eingedreht. Verschleifen und mit 5 Lagen Varnish lackiert.

Einsatz schleifen und lackieren
Zusätzliche, einfache Schienen über den originalen.

Fertig

Hier die Abmessungen

Italien – Frankreich zum ersten .. zum zweiten

Kaum in den Maddalenas schon im Stau. Tja, was soll man zur Hauptreisezeit der Franzosen, Italiener, Deutschen und anderweitigen Europäern erwarten. Diese Gegend ist so etwas wie der Ballermann Korsikas und Sardiniens. Eine schöne Ansammlung von Felsbuchten, breiten Buchten und 62 kleinen Inseln, dem 12.000 ha grossen Arcipelago di La Maddalena National Park, der zusammen mit Teilen Korsikas alsbald zum Bocche di Bonifacio International Marine Park heranwachsen soll.

Ganz im Gegensatz zu meinem Verständnis eines Nationalparks ist dieser hier ehemals militärisch genutzt, was heute noch den verrosteten Marineschrott auf einigen der Inseln erklärt. Ja es gab sogar genau einen (1) Einwohner im Park bis 2020, dann hat man ihn mehr oder weniger freundlich gebeten in ein Apartment auf eine der grösseren Inseln zu ziehen, da das irgendwie nicht zu den Statuten des Nationalparks passte. Woran mich das so erinnert ? Ach ja, im Milford Sound, wo der Eremit Don McKinnon wie ein Eremit lebte, allerdings hatte der sich die wunderschöne Fjordlandschaft mit Fantastilliarden von Kriebelmücken geteilt.

An den nicht zum Park gehörenden Stränden findet man weniger die Liegebatterien, die wir entlang der Strände an der Ostküste Sardiniens erlebt haben sondern eher Militärschrott der Zeit, als in dieser einzigartigen Insellandschaft unglaublich aber wahr Torpedoboote und U-Boote geparkt wurden. Na klar wurden diese auch 1943 von Alliierten angegriffen und die Landschaft schwer beschädigt (Mal wieder so eine Nummer menschlicher Ignoranz). Irgendwie scheint es mir jetzt so, dass man mangels Kriegstätigkeiten und komplizierter Infrastruktur dem ganzen den Anstrich Nationalpark gab, um dann auch noch extra abzukassieren, wir zahlen €23 für einen Tag Aufenthalt im Park, wobei man sich strikt an die eingezeichneten Zonen zum Ankern oder Schnorcheln halten muss. Anlegen geht nicht, naja so schön ist der Militärschrott zwischen den Felsen aber auch nicht. Die schiere Zahl der Boote, Riesenjachten, Fähren und allem was sonst noch so schwimmt ist überwältigend, kein Wunder, dass an der Ostküste nix los war, die sind ja alle hier. Wir suchen uns also in dem ganzen Gewusel für eine Nacht einen Liegeplatz und könnten uns für immer über die Motorbootler aufregen, die viel zu dicht und schnell an uns vorbeifahren und damit unnötigen Schwell erzeugen.

Wir finden die Marinegebühren mit über €100 pro Tag (Spitze waren €330 !!!) für unsere Anthos hier viel zu teuer und verzichten gerne darauf, schliesslich kommen wir gute 14-20 Tage völlig autark aus bevor uns das Wasser knapp wird. Der Nationalpark ist zwar schön, aber irgendwie auch abstrakt, denn einen Nationalpark stelle ich mir anders vor, ausserdem die Buchten, das Wasser und die Felslandschaft sind auch über die Grenzen des Nationalparks die gleichen. Es ist schön nichtsdestotrotz und wir freuen uns, diese Gegend nochmal post Corona gesehen zu haben bevor wir jetzt wieder über die Strasse von Bonifacio nach Korsika übersetzen.

Zunächst befürchten wir noch wir kriegen keinen Platz in dem engen und schwer zugänglichen natürlichen Hafen aber dann erhalten wir doch die Zusage und wir schlängeln uns durchs Gedränge der Boote, die durch die enge Fahrstrasse in die Sackgasse der Stadt Bonifacio führt.

Ein echtes Spektakel, insbesondere als dass die Stadt auch nicht davor scheut, Superjachten von 50m und mehr in die enge Bucht zu quetschen, Hut ab, vor jedem dieser Kapitäne, die hier Präzisionsparken betreiben.

Ganz so schlimm wirds bei uns nicht, aber wir warten dann doch ab, bis die super flinken Hafenhelferlein auf Ihren Alubooten den richten Platz für uns ausdeuten. Man will hier nicht nochmal umparken müssen. Ein echtes Hafenkino par excellence. Es erinnert mich einerseits an das Riesenkreuzfahrschiff “Ovation of the seas”, dass ich mal zuhause im Milford Sound beobachtet habe, da war vorne und hinten wirklich nicht mehr viel Platz. Andererseits erinnert mich das Gewusel und hektische Treiben an eine Strassenkreuzung in Delhi, wo Autos, TukTuks, Mopeds, Busse, LKWs, Kamele, Fussgänger und Kühe alle durcheinander unterwegs sind ohne dass einer den anderen über den Haufen fährt. Ein Phänomen, dass immer wieder begeistert. Nachdem wir also das Blümsche sicher festgemacht und die üblichen Hafenpflichten erledigt haben (Wäsche waschen, Müll entsorgen, Wasser tanken, etwas länger als 3 Minuten Duschen) machen wir uns auf, um die Zitadelle und die Altstadt zu entdecken. Wie üblich kein Zuckerschlecken bei der Hitze. Ein Nachteil der Segelei ist wirklich, dass zu Fuss fast nichts unter dem Meerespiegel liegt, also rauf auf die Festung bei über 30 Grad, eine Tortur, aber es lohnt sich. Tolle Aussichten, nette Geschäfte, gemütliche korsische Cafes und wieder das Savoir Vivre der Franzosen, pardon der Korsen.

Nichtsdestotrotz haben wir abends Appetitt auf italienische Pizza und wir landen bei Mamma Gina einen echten Volltreffer. Wir sind uns einig, dass das wohl die beste Pizza aller Zeiten ist, zum Glück hatten wir nach der Bergwanderung ordentlich Kohldampf. Klaus macht eine gute Pizza vor allem an der Tatsache fest, dass sie auch kalt noch schmecken muss, naja, auf jeden Fall ein fantastisches kulinarisches Highlight unserer Reise.

Am nächsten Tag haben wir genug von dem Trubel, die Disco hatte erst um 2 Uhr die Musik abgestellt und die flinken Hafenhelfer machen schon die Runde um die Nachtparker zu verscheuchen und Platz für eine neue Runde Hafenkino zu schaffen. Ich lese nach, dass dieser Hafen täglich und meist zwischen 15 und 17h bis zu 150 Boote “parkt”, einfach irre, vor der Einfahrt liegt jetzt auch noch die MS Europa II vor Anker, nix wie weg, jetzt wirds voll.

Der Strom der Boote reisst auch tatsächlich kurz nach Bonifacio abrupt ab und wir liegen die nächsten Nächte wieder ruhiger mit ein paar vereinzelten Booten in Buchten und vor Stränden. Beobachtung: die Korsen halten nichts von Liegebatterien, die liegen alle kreuz und quer hier, auch der eine oder andere FKK-ler ist dabei.

Die Ostküste ist leider genau wie die selbige in Sardinien für Segler nicht spektakulär, es gibt kaum Buchten, die einem vor dem täglich Schwell schützen, aber zum Glück ist der Wind abends meist schwach und wir werden nicht so doll in unserem Blümsche durchgeschaukelt.

Auf halber Strecke nach Norden entschliessen wir uns nach Osten abzubiegen zu unserem erneuten Abstecher nach Bella Italia, nämlich auf die Insel Elba, liegt ja alles nicht weit voneinander entfernt.

Zum Zeitpunkt dieses Eintrages haben wir Elba schon fast gegen den Uhrzeigersinn umrundet und liegen vor der Hauptstadt Portoferraio. Von hier werden wir in den nächsten Tagen wieder nach Korsika übersetzen. Dann noch ein paar Tage korsische Nordküste bevor wir uns wieder auf den Weg nach Port St Louis du Rhone machen.

Also dann Ciao Bella …

Die Sarden und das Meer

Chi venit da, e su mare furat. Wer über das Meer kommt stiehlt.

Ja da sind dann weniger wir mit gemeint, als ein altes sardisches Sprichwort, was zu unseren Eindrücken der letzten Woche passt. Aus der Geschichte heraus, waren die Sarden weniger ein Volk am Meer, sondern ein Volk in den Bergen. Die Eroberer, die Piraten und Besatzer kamen dabei übers Meer, was wohl den Argwohn der Sarden (zumindest nach Sprichwort) begründet. Ein anderes Sprichwort besagt Monti ti fanno dimenticare il mare-Die Berge lassen dich das Meer vergessen. Ja wie denn, Ihr seid ne Insel Ihr Nasen !!

Die Besatzer haben schnell gelernt dass die Sarden nur ein kleines Volk von 1.6 Mio sind und dass man mit kultureller Vielfalt und landschaftlichen Reizen Profit machen kann.

Ein Kommentar, der sich sicherlich nicht in fünf Zeilen ausdrucken lässt und ich krame hier mit Aussagen in den letzten 200.000 Jahren rum, eine Zeit in der die Besiedlung der Insel dokumentiert scheint. In der Vorgeschichte waren viele verschiedene Kulturen hier, von den Phöniziern, Karthagern und Römern zu afrikanischen Vandalen und Byzantinern. Danach jonglierte man noch mit Eigentumsrechten zwischen Österreichern, Italienern und Spaniern herum (in Alghero wird zT sogar Katalan gesprochen !) und schliesslich ist Sardinien heute in der Hand der Gattung “Tourist”. Kein Wunder wenn auf 1.6 Mio Sarden 2,3 Mio Touristen kommen. Der Tourist, meist Italienisch aber auch international ist nach unseren Eindrücken leicht zu erkennen. Er lebt in monotonen Strandschirmkommunen, sogenannten Liegebatterien, die zwischen Sonnencremeverklebten Körpern keinen Platz zur persönlichen Entfaltung bieten und sich von dem kleinsten bisschen “Panem et Circenses” (Brot und Spiele) einlullen lassen. Sie gebaren sich zT feindlich untereinander, was schon durch die krassen farblich getrennten Strandschirme zu erkennen ist.

Einem Eindringling, wie zB der gemeine Segler, der mit seinem Dinghy an den Strand übersetzen will, wird mit heftigem Widerstand begegnet (Parkgebühr von €4 pro Stunde für ein Beiboot am Strand!!!!, Liegegebühr für unsere ANTHOS über €150 ! in manchen Marinas).

Die geistige Kampfhaltung wird dabei besonders in den Sommer- und Ferienmonaten deutlich. Wenn ich mich jetzt an unsere (gerade noch so legale) Fahrt “Anno Corona 2010” erinnerte, als wir hier alleine waren (im November allerdings) kommt mir jetzt das kalte Grausen, zum Glück haben wir uns mit billigem griechischen Bier und französischen Wein eingedeckt. Die Pizzapreise halten sich jedoch zum Glück noch in Grenzen. Nur hinkommen ist ein Problem, die Marina piraterie unterstützen wir nicht und unser Dinghy leidet an Deflatismus, selbst nach einer ganzen Tube PVC Kleber. Wir werden es wohl spätestens in Frankreich zu Grabe tragen müssen.

Tja, wir sind zunächst ernüchternd wieder fast am Ausgangspunkt unserer Sardinienrundtour und treffen heute (Nachtrag : morgen, irgendwann oder auch nicht) wieder unsere Bekannten Thomas und Cassia vor Porto San Paolo.

Die letzte Woche war einigermassen unspektakulär, ja auch etwas enttäuschend in zweierlei Hinsicht. Zum einen bietet die West- und Ostküste Sardiniens selbst kaum Highlights und eine ziemlich monotone felsige Landschaft zum anderen will man sich hier keine längeren Landausflüge leisten, wenn das Anlegen für eine Nacht in einem nicht vergoldeten Hafen schon eine Monatsmiete kostet.
Vielleicht liegt es ja wirklich daran, dass die Sarden zwar ein Inselvolk sind aber irgendwie nicht mit dem Meer verwachsen sind, also geschichtlich und kulturell. Haupteinnahmen sind nicht Fischerei (wie auch, wir sehen keine), sondern Erdöl und Touristen, beides keine nachhaltigen Rohstoffe. Wir vermissen die kleinen malerischen Insellandschaften und schmucken Häfen, die wir von Griechenland kennen. Allerdings hören wir, dass auch Griechenland jetzt die Zügel anzieht und Gebühren erhebt, wo es noch keine gab.

Wir quälen uns meist ohne Wind und unter Motor durch die Hitze und machen Fahrt, schauen uns auch Cagliari nicht an (alleine schon von weitem erscheint uns die Stadt nicht sehr ansprechend) und umrunden die südliche Spitze Sardiniens um jetzt wieder entlang der Ostküste nach Norden zu segeln. Der Wind lässt uns da immer mal wieder im Stich und wir werfen widerwillig den Motor an, bei den Kosten kräuseln sich einem die Fussnägel. Auch wenn unsere ANTHOS sehr spritsparend fährt, mit ca. 3l/h, bei €2.17/l sind schnell €300 weg für eine Tankfüllung.

Buchten in denen wir vor Anker liegen, sind Punta de S’Achivoni, Isola San Pietra, Capo Malfatano, Punta Molentis, Spiaggia di Cea, Capo Camino und Porto San Paolo. Das Segeln ist nicht sehr anspruchsvoll aber wir haben gegenüber Griechenland deutlich mehr Wind zum Segeln, wenn auch nicht immer aus der Richtung, in die wir wollen. Unser Blümsche nimmts gelassen und bahnt sich seine Spur bei 0-25 Knoten mal hart am Wind, mal von achtern.

Unsere Routine ist eingespielt, Klaus kann nie richtig schlafen und ist deshalb früh wach, ich schlafe durch, auch wenn ich bei Seitenwellen wie ein Flummi durch die Kabine rolle, danach gibts einen Kaffee und das Neuste aus der Welt per App, dann ein Sprung ins Meer, der die morgendliche Dusche ersetzt. Anschliessend kommt das übliche “Klar Schiff” Manöver: Kaffee in die Sturmtasse füllen, Wasserflaschen an Deck, Dinghy auf dem Deck festzurren, Betten machen, Tisch abräumen und alles wacklige sichern, Luken schliessen, Instrumente an, Fernglas, Schwimmweste und VHF an Deck, Software starten und Kurs plotten, Wetter update, Badeleiter und -zeug verstauen, Anker heben und Finger in den Wind und Segel setzen (ansonsten Finger an den Motorschalter).

Weiter geht’s mit einigen hoffentlich vergnüglichen Tagen und durch die Maddalenas (Archipel und Naturschutzgebiet im Norden Sardiniens und ja das kostet nochmal extra) bevor wir wieder nach Korsika und vielleicht auch noch nach Elba übersetzen.

Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht …wenn man eigentlich keinen Grund zum meckern hat.

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