Kaum in den Maddalenas schon im Stau. Tja, was soll man zur Hauptreisezeit der Franzosen, Italiener, Deutschen und anderweitigen Europäern erwarten. Diese Gegend ist so etwas wie der Ballermann Korsikas und Sardiniens. Eine schöne Ansammlung von Felsbuchten, breiten Buchten und 62 kleinen Inseln, dem 12.000 ha grossen Arcipelago di La Maddalena National Park, der zusammen mit Teilen Korsikas alsbald zum Bocche di Bonifacio International Marine Park heranwachsen soll.

Ganz im Gegensatz zu meinem Verständnis eines Nationalparks ist dieser hier ehemals militärisch genutzt, was heute noch den verrosteten Marineschrott auf einigen der Inseln erklärt. Ja es gab sogar genau einen (1) Einwohner im Park bis 2020, dann hat man ihn mehr oder weniger freundlich gebeten in ein Apartment auf eine der grösseren Inseln zu ziehen, da das irgendwie nicht zu den Statuten des Nationalparks passte. Woran mich das so erinnert ? Ach ja, im Milford Sound, wo der Eremit Don McKinnon wie ein Eremit lebte, allerdings hatte der sich die wunderschöne Fjordlandschaft mit Fantastilliarden von Kriebelmücken geteilt.

An den nicht zum Park gehörenden Stränden findet man weniger die Liegebatterien, die wir entlang der Strände an der Ostküste Sardiniens erlebt haben sondern eher Militärschrott der Zeit, als in dieser einzigartigen Insellandschaft unglaublich aber wahr Torpedoboote und U-Boote geparkt wurden. Na klar wurden diese auch 1943 von Alliierten angegriffen und die Landschaft schwer beschädigt (Mal wieder so eine Nummer menschlicher Ignoranz). Irgendwie scheint es mir jetzt so, dass man mangels Kriegstätigkeiten und komplizierter Infrastruktur dem ganzen den Anstrich Nationalpark gab, um dann auch noch extra abzukassieren, wir zahlen €23 für einen Tag Aufenthalt im Park, wobei man sich strikt an die eingezeichneten Zonen zum Ankern oder Schnorcheln halten muss. Anlegen geht nicht, naja so schön ist der Militärschrott zwischen den Felsen aber auch nicht. Die schiere Zahl der Boote, Riesenjachten, Fähren und allem was sonst noch so schwimmt ist überwältigend, kein Wunder, dass an der Ostküste nix los war, die sind ja alle hier. Wir suchen uns also in dem ganzen Gewusel für eine Nacht einen Liegeplatz und könnten uns für immer über die Motorbootler aufregen, die viel zu dicht und schnell an uns vorbeifahren und damit unnötigen Schwell erzeugen.

Wir finden die Marinegebühren mit über €100 pro Tag (Spitze waren €330 !!!) für unsere Anthos hier viel zu teuer und verzichten gerne darauf, schliesslich kommen wir gute 14-20 Tage völlig autark aus bevor uns das Wasser knapp wird. Der Nationalpark ist zwar schön, aber irgendwie auch abstrakt, denn einen Nationalpark stelle ich mir anders vor, ausserdem die Buchten, das Wasser und die Felslandschaft sind auch über die Grenzen des Nationalparks die gleichen. Es ist schön nichtsdestotrotz und wir freuen uns, diese Gegend nochmal post Corona gesehen zu haben bevor wir jetzt wieder über die Strasse von Bonifacio nach Korsika übersetzen.

Zunächst befürchten wir noch wir kriegen keinen Platz in dem engen und schwer zugänglichen natürlichen Hafen aber dann erhalten wir doch die Zusage und wir schlängeln uns durchs Gedränge der Boote, die durch die enge Fahrstrasse in die Sackgasse der Stadt Bonifacio führt.

Ein echtes Spektakel, insbesondere als dass die Stadt auch nicht davor scheut, Superjachten von 50m und mehr in die enge Bucht zu quetschen, Hut ab, vor jedem dieser Kapitäne, die hier Präzisionsparken betreiben.

Ganz so schlimm wirds bei uns nicht, aber wir warten dann doch ab, bis die super flinken Hafenhelferlein auf Ihren Alubooten den richten Platz für uns ausdeuten. Man will hier nicht nochmal umparken müssen. Ein echtes Hafenkino par excellence. Es erinnert mich einerseits an das Riesenkreuzfahrschiff “Ovation of the seas”, dass ich mal zuhause im Milford Sound beobachtet habe, da war vorne und hinten wirklich nicht mehr viel Platz. Andererseits erinnert mich das Gewusel und hektische Treiben an eine Strassenkreuzung in Delhi, wo Autos, TukTuks, Mopeds, Busse, LKWs, Kamele, Fussgänger und Kühe alle durcheinander unterwegs sind ohne dass einer den anderen über den Haufen fährt. Ein Phänomen, dass immer wieder begeistert. Nachdem wir also das Blümsche sicher festgemacht und die üblichen Hafenpflichten erledigt haben (Wäsche waschen, Müll entsorgen, Wasser tanken, etwas länger als 3 Minuten Duschen) machen wir uns auf, um die Zitadelle und die Altstadt zu entdecken. Wie üblich kein Zuckerschlecken bei der Hitze. Ein Nachteil der Segelei ist wirklich, dass zu Fuss fast nichts unter dem Meerespiegel liegt, also rauf auf die Festung bei über 30 Grad, eine Tortur, aber es lohnt sich. Tolle Aussichten, nette Geschäfte, gemütliche korsische Cafes und wieder das Savoir Vivre der Franzosen, pardon der Korsen.

Nichtsdestotrotz haben wir abends Appetitt auf italienische Pizza und wir landen bei Mamma Gina einen echten Volltreffer. Wir sind uns einig, dass das wohl die beste Pizza aller Zeiten ist, zum Glück hatten wir nach der Bergwanderung ordentlich Kohldampf. Klaus macht eine gute Pizza vor allem an der Tatsache fest, dass sie auch kalt noch schmecken muss, naja, auf jeden Fall ein fantastisches kulinarisches Highlight unserer Reise.

Am nächsten Tag haben wir genug von dem Trubel, die Disco hatte erst um 2 Uhr die Musik abgestellt und die flinken Hafenhelfer machen schon die Runde um die Nachtparker zu verscheuchen und Platz für eine neue Runde Hafenkino zu schaffen. Ich lese nach, dass dieser Hafen täglich und meist zwischen 15 und 17h bis zu 150 Boote “parkt”, einfach irre, vor der Einfahrt liegt jetzt auch noch die MS Europa II vor Anker, nix wie weg, jetzt wirds voll.

Der Strom der Boote reisst auch tatsächlich kurz nach Bonifacio abrupt ab und wir liegen die nächsten Nächte wieder ruhiger mit ein paar vereinzelten Booten in Buchten und vor Stränden. Beobachtung: die Korsen halten nichts von Liegebatterien, die liegen alle kreuz und quer hier, auch der eine oder andere FKK-ler ist dabei.

Die Ostküste ist leider genau wie die selbige in Sardinien für Segler nicht spektakulär, es gibt kaum Buchten, die einem vor dem täglich Schwell schützen, aber zum Glück ist der Wind abends meist schwach und wir werden nicht so doll in unserem Blümsche durchgeschaukelt.

Auf halber Strecke nach Norden entschliessen wir uns nach Osten abzubiegen zu unserem erneuten Abstecher nach Bella Italia, nämlich auf die Insel Elba, liegt ja alles nicht weit voneinander entfernt.

Zum Zeitpunkt dieses Eintrages haben wir Elba schon fast gegen den Uhrzeigersinn umrundet und liegen vor der Hauptstadt Portoferraio. Von hier werden wir in den nächsten Tagen wieder nach Korsika übersetzen. Dann noch ein paar Tage korsische Nordküste bevor wir uns wieder auf den Weg nach Port St Louis du Rhone machen.

Also dann Ciao Bella …