Nach dem Motto “Warst Du auf dem Mittelmeer, hast Du keine Mittel mehr” lassen wir jetzt mal die Inselmillionäre zurück und schauen uns wieder die Milliardäre an der Riviera an. Ja wir haben es hinter uns, einmal rund um Korsika, rund um Sardinien und rund um Elba. 1150 nm (2130 km) in 2 Monaten, ja das klingt nicht viel, aber Segeln auf Blümsche ist ja nicht Segeln beim Americas Cup.

Fazit bisher, wir geben Korsika den Vorzug, Sardinien ist ganz nett aber eben nicht so ganz, Elba liegt irgendwie dazwischen. Es liegt jetzt nicht unbedingt an den kulinarischen Vorzügen die ich ja schon in vergangenen Posts angepriesen haben, nein, Korsika strahlt so etwas aus, was an Neuseeland erinnert, die grüne satte Natur, Palmen, die das ganze irgendwie tropisch aussehen lassen, die Berglandschaft, die wir Banausen, nicht ein kleinstes bisschen erkundet haben, ne nicht bei über 30 Grad. Diese Küste mit Buchten, deren Farben von türkis grün bis pastel blau variieren, nicht immer kristallklares Wasser mit sandigem Untergrund oder von Posidonia (Seegras) feldern übersät, die den wenigen Fischen etwas Unterschlupf bieten. Ja klar Felsen und Buchten, die gabs in Sardinien auch, aber dann kommt dann auch noch so Stimmung, die Atmosphäre, das allgemeine Ambiente dazu. Die Menschen nett, maritim und hilfsbereit. Es geht nicht so chaotisch zu wie in Griechenland, wo man von verrücktem Ankerkino in Häfen bis zu sehr rustikalen und zT verdreckten Küsten alles erlebt.

In Korsika und Sardinien will man ganz klar saisonal am Yacht tourismus verdienen, die Marinagebühren für unsere Bootsgrösse liegen im Bereich “geht so” (€40 pro Nacht) bis total überzogen (€300 pro Nacht) , wir lagen hier gefühlt zu 90% vor Anker, was viel Geld spart, wo wir doch unser Hotel schon mit uns schleppen. In Häfen müssen wir ja nur um Wasser aufzufüllen, aber das ist nicht einfach. Fast überall im Mittelmeerbereich ist Wasser knapp und es herrscht eine Dürre wie noch nie, kein Wunder, die Wassertemperaturen sind so hoch wie noch nie, kein Tropfen Regen seit Monaten und die ständige Gefahr von Waldbränden, besonders in Korsika, wo die trockene Macchia (lokaler Busch) wie Zunder brennt. Die Superjachten haben Sonderstatus, was den Wasserverbrauch angeht, keine Ahnung, was die noch obendrauf bezahlen um Ihre Boote sauber zu halten, aber man merkt deutlich, dass auch den Bewohnern klar ist, dass die Natur keine Reserve mehr hat. Was dass dann wettertechnisch besonders für Segler zur Folge hat, lest Ihr im nächsten Beitrag.

Wir planen also die Überfahrt und hätten eigentlich noch Zeit in Korsika und/oder Elba, aber es kündigt sich ein heftiges Tiefdruckgebiet an, was sich vom Festland über das Thyrennische Meer nach Korsika, Sardinien und Norditalien zieht. Nichts was uns hier zuversichtlich stimmt, denn einen Medicane hatte unser Blümsche ja schon 2020 in Griechenland zum Glück ohne Schaden überstanden.

Wir machen also noch einen Zwischentop in Elbas Hauptstadt Portoferraio bevor wir über die Pfütze wieder nach Korsika segeln um dann den nördlichen Finger entlang bis zur Spitze Korsikas kommen. Nach knapp 40nm sind wir wieder in korsischen Gewässern und liegen in der Bucht vor Maccinaggio um morgen die Überfahrt ans Festland zu starten. Abends beobachten wir dann noch die Kakophonie von Blitzen, die das herannahende Tiefdruckgebiet ankündigt. Jetzt wirds aber Zeit. Morgens holt uns Wind und Regen ein, aber noch kein Problem, auf halbem Weg ans Festland dann die Flaute oder die Ruhe vor dem Sturm, dem wir entgehen wollen. Nix los auf dem Meer, die Boote, die sich jetzt noch nicht auf den Weg zu einem sicheren Ankerplatz gemacht haben werden noch Ihren schlimmsten Alptraum erleben, wie wir später erfahren. Wir planen für Mittwoch in einem sicheren Hafen am Festland zu sein, auch weil sich die Marinagebühren hier wieder zu bezahlen sind.

So auf Höhe von St. Remo kommen wir dann nach etwa 80nm und fast 7 Stunden unter Motor irgendwann um halb elf nachts an und legen uns in eine ungemütliche offene Bucht unweit der Stadt, die Schaukelei nervt, aber es reicht auch für heute.

Ein absolutes Highlight der eher unspektakulären Fahrt ist ein Delfin, der sich kurzerhand entschliesst ein bisschen in unserem Bugwasser mitzuschwimmen. Eine herrliche Begegnung, er ist neugierig und wir hängen wie Rose und Jack auf der Titanic über dem Bug und beobachten diese grazile und überaus bewundernswerte Kreatur. Mitten in seiner grazilen Fahrt dreht er/sie ?? sich auf die Seite und schaut uns direkt an, zweimal, und denkt sich wahrscheinlich wie kindisch sich Menschen über ein maritimes Säugetier freuen können. Wir fahren mit gut 6 kn (so ca. 11 km/h) und der Delfin schwimmt pfeilschnell vor uns her nur eine Handbreit vor unserem Bug. Scheiss auf Kamera, ich möchte dieses Geschöpf nicht aus den Augen verlieren, aber wie er mich so angeschaut hat, das war magisch. Kurz danach bricht er die Sause fahrt ab und taucht unter uns ab, weg ist er. Wir hatten vorher schon ein zwei Delfine gesehen, die aber quer ab Ihre Bahnen zogen und uns nicht näher kamen, aber dieser hier hat sich wohl entschlossen, die Reise für ein kleines Boot/Mensch Intermezzo zu unterbrechen.

Ach diese Welt da unter uns ist einfach bezaubernd, spannend und unglaublich beruhigend. Seien wir wie Wasser, leise, kraftvoll, unaufhaltsam, weich, hart und niemals zu unterschätzen. Und vor allem lasst uns alle etwas dafür tun, diese wunderbare Welt vor weiterer Zerstörung durch Müll und Ausschlachten zu bewahren. Jeder kann was dafür tun, von der Umstellung zu einem umweltfreundlichen und nachhaltigen Alltag über weniger Konsumzwang und Gier.

Es gibt keinen Planet B !!