... around the world

Month: June 2023

“Calma, todo está marchando a su tiempo.” – Immer mit der Ruhe, alles hat seine Zeit

Sind wir erst seit 10 Tagen unterwegs und bin ich schon jetzt überfällig mit meinem Wochenblog ?? Ähm ja, aber bekanntlich geht die Zeit ja viel langsamer voran, wenn man nichts zu tun hat. Oder wars anders rum ? Auf jeden Fall hat sich zumindest die Sprache und Kultur unseres diesjährigen Segeltörns mal wieder geändert. Es heisst jetzt nicht mehr “Bonjour” sondern “Hola” und auch jetzt ändert sich mit Überquerung der Grenze wieder das ganze Szenario. Also kurz zusammengefasst bevor ich weit aushole. Die Spanier haben den besten Schinken, die hässlichsten Strandorte und die bis jetzt besten Windverhältnisse.

Um es vorweg zu nehmen, wir sind noch keinen Orcas begegnet, scheint sich ja in den Medien zu verbreiten wie alles was mit Sensationen zu tun hat. Es gibt da doch eine vorwitzige Gruppe Orcas um “White Gladies” (ja die Mama der Orcagruppe hat schon einen Namen), die nur zu gerne an Bootsrudern knabbern und Spass haben, Bootscrews einen Heiden Schrecken einzujagen. Nein bis jetzt gabs ein paar Delfine, die in einiger Entfernungen unseren Kurs gekreuzt haben. Die Orcas haben Ihr Zuhause eher so bei Gibraltar.

Nun zum ausholen. Wir hatten Sete (noch in Frankreich) verlassen und dann so mitten im Meer irgendwann die ALDI Meldung erhalten, dass wir jetzt in Spanien sind (oder viel mehr unser Telefon). Das hätten wir sonst spätestens beim ersten Stop in einer Bucht gemerkt. Scheint die Spanier lieben Bojen, fast jeden Bucht ist gespickt damit, soll heissen, hier nicht liebe Segler (gelbe Bojen) oder hier darfst Du ran (weisse Boje) aber bitte für Bares (falls einer hinschaut). In Roses schockiert uns dann der freundliche Marinero doch ein wenig, als er in spanischem Kauderwelsch mit französischer Übersetzung uns mitteilt, die Boje für die Nacht €5 kostet, na das geht ja noch, doch dann hat er sprachlich wohl die “0” vergessen, ne jetzt !! Für ne Boje €50 und da kriegt man auch sonst nix dazu ausser einer netten Aussicht aufs Örtchen. Also nehmen wir die nächste Bucht mit Bojen, wo sich dann keiner mehr für uns interessiert. Aha, so läuft das hier. Positiv ist aber eigentlich der Hintergedanke der Bojen. Man achtet auf das ungestörte Wachstum von Posidonia (Seegras) welches wiederum Lebensraum für Fische bietet (naja soviel mehr als in Frankreich oder Griechenland haben wir dann doch noch nicht ausgemacht), daher ist es ausdrücklich und bei Strafe untersagt in Posidoniafeldern zu ankern und netterweise hat man dann für die Boaties Ankerbojen ausgelegt. Leider ist das ja nur ein Problem, seit die bevorzugte Methode der kommerziellen Fischerei, Grundtrawling ist und dabei eben der gesamte Seeboden abgegrast wird, da bleibt nichts stehen. Aber als verantwortungsvoller Segler kann man ja seins zum Erhalt unserer Ozeane, unserer blauen geschundenen Lunge tun. Da ist umsichtiges Ankern ja nicht zu viel verlangt. Und wir essen auch hier bis jetzt keinen Fisch, auch wenn das Angebot rundherum etwas besser aussieht, wie in Griechenland. Leergefischtes Mittelmeer kennt keine Grenzen, dabei habe ich die Tage viel über die MPAs (Marine Proteced Areas) gelesen, die eindeutig beweisen, dass wenn sich die Fischbestände in denselben erholen, der Überschuss der Fischerei in der erlaubten Zonen nur zu gute kommen kann, aber tja die Menschheit braucht etwas länger, um das umzusetzen. Traurige Tatsache ist, dass trotz internationalem Übereinkommen, bis 2050 30% der Weltmeere zum Schutzgebiet zu erklären, es bis heute gerade mal 8% sind. Auch wir zu Hause gehören zu den ewig gestrigen, was das betrifft. Leider muss ich auch meinen lieben Gästen diesbezüglich auf Reisen immer die Vorstellung vom 100% Pure New Zealand nehmen, da können wir dann gerne 80% abziehen. Aber meine Einstellung und Hintergründe dazu kennen ja die meisten. Bei uns sieht es im Vergleich zum überfüllten zT zugemüllten Europa noch richtig gut aus.

Unser erster Marina stop war dann die Marina Badalona in der Nähe von Barcelona, eine Stadt, auf die wir uns schon freuten und die Dank allseits verfügbaren öffentlichen Verkehrsmitteln ganz leicht von der Marina aus zu erreichen ist. Wir freuen uns auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt und wissen auch, warum dann abends nach 18000 Schritten die Füsse rund waren. Die Hauptattraktion, die ich auch schon vor früheren Besuchen der Stadt aus meiner Touristikzeit kenne, heisst Antoni Gaudi (den auch Friedensreich Hundertwasser inspiriert hat) und die berühmten Gebäude seiner Zeit, insbesondere die “noch immer” unvollendete Sagrada Familia.

Welch Ironie, dass der berühmte Architekt 1926 von einer Tram angefahren und aufgrund seiner ärmlichen Erscheinung in ein Armenhospital verfrachtet wurde, wo er dank mangelnder Behandlung bald verstarb. Tja Kleider hätten in dem Fall wohl doch Leute gemacht, denn man hatte ihn einfach nicht erkannt. Zum Glück hält man an seiner Inspiration noch heute fest und somit habe ich jetzt einen ganzen Teil mehr am Bauwerk der Sagrada Familia gesehen, als bei meinem letzten Besuch vor äh, naja, ist lange her. Dank Covid wird die Kirche leider nicht zum 100. Geburtstag Gaudis in 2026 fertig, sondern erst einige Jahre später und das liegt in dem Fall auch am Geld, denn die Vision Gaudis war die Kirche rein aus Spenden zu finanzieren und damit meinte er nicht Spenden von Amazon oder dergleichen, die die paar Millionen aus der Portokasse bezahlen würden, sondern die Spenden der Menschen, für die er die Kirche bauen wollte. Und wie visionär er war, für ihn sollte das üblich Dunkle einer Kathedrale nicht innen sein, sondern aussen, so baute er die Kirche, die im Innern an einen Wald erinnern soll mit vielen verschiedenen Buntglasfenstern, die je nach Tageszeit das innere mit kaltem und warmen Licht durchströmen.

Kirchliche Motive und reichlich Dekoration finden sich dagegen an den Aussenfassaden und auch dort ist nichts dem Zufall überlassen, alles zeigt Liebe zum Detail und erzählt die Geschichte des katholischen Glaubens, aber eben anders wie in üblichen Kirchen. Ein echter Hingucker und auch entsprechend besucht. Wir haben Glück noch Tickets zu bekommen, die Kirche alleine zählt jährlich 5 Millionen Besucher. Der Rest des Tages geht für eine Spaziergang auf der Flaniermeile La Rambla und dem berühmten Market La Boqueria drauf, ebenfalls ein echter Hingucker.

Der Markt, den es immerhin schon seit dem Mittelalter gibt platzt vor kulinarischen Leckerbissen, wie dem allgegenwärtigen Jamon Serrano, frischem Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse sowie traditionellen Getränken wie Tinto de Verrano und Cerveza. Was uns so beim Beobachten auffällt, es gibt hier wenig Übergewichtiges und die Siestas (Mittagspausen) nehmen die Spanier ernst, ein Restaurant, welches vor 20 Uhr essen serviert zählt noch als Mittagsgericht. Ja warum denn nicht, wir haben ja ne gut sortierte Bordküche um uns früher durchzufressen (Jamon Serrano und leckerer Manchegokäse fehlt da natürlich nicht.

Nach diesem Grossstadterlebnis ruft uns aber wieder der stetige Drang um die nächste Ecke zu segeln und wir legen ab mit dem Ziel demnächst die balearischen Inseln zu erreichen. Wir fragen uns doch, wo die ganzen Superjachten abgeblieben sind, die wir im letzten Jahr noch an der französischen Riviera gesichtet haben, sicherlich tummeln die sich vor Mallorca und Ibiza. Leider muss dafür erst mal Wind und Wetter passen und wir verschieben den ca. 20 Stunden Törn noch bis morgen. Ach ja, ganz im Gegensatz zum ewig zuverlässigen Meltemi Griechenlands und dem Mistral Frankreichs (Fallwinde) weht hier der Tramontana, der uns mit ziemlich kalten Temperaturen und Gewittern überrascht, naja unser Blümsche kriegt daher regelmässig eine Frischwasserdusche und wir müssen nun zum ersten Mal die Wolldecke zum schlafen rausholen.

Wie es dann in Mallorca weitergeht, sagen wir Euch wenn wir da sind. Hasta luego und Bis bald !

2023 und Anthos schwimmt

Es fühlt sich eindeutig wieder nach Segeln an. Der Wind bläst, die Schaps sind voll mit dem wichtigsten, der Motor schnurrt und unser Blümsche schwimmt wieder. Die Pause war lang, unser letzter Tag hier in Port St. Louis du Rhone war Oktober 2022. Dazwischen liegen Elternbeistand, viele tausend Kilometer, alte und neue Freuden und Freunde, Arbeiten, Arbeiten, Arbeiten.

Vor einigen Tagen kamen wir also wieder hier an und haben gehofft, dass unser Boot noch sicher auf Stelzen steht und nichts unerwartetes auf uns im Innern wartet. Top Ergebnis. Der Winterschlaf hat unserem Boot nichts ausgemacht, ich glaube es hat sogar ein wenig gelächelt über unsere Rückkehr. Die Betten wurden ausgeschüttelt, der Staub vom Deck entfernt und die Technik wieder flott gemacht. Klaus hat sich im Motorraum mit Dieselfilter und Ölwechsel ausgetobt und ich habe das schwimmende Eigenheim wieder zum gemütlichen Zweitzuhause gemacht. Dann war es wieder soweit. Ein Adieu und Merci an Charmelene vom Office Port Navy Services, die nicht nur unglaublich nett und hilfsbereit war (und dass auch in Englisch) sondern auch noch eine weitere Besuchsadresse in Neuseeland bekommen hat, man kommt ja doch immer aufs Thema Tourismus.

Unser Ziel für die nächsten drei Monate sind Spaniens Küsten und die Balearischen Inseln. Barcelona möchte ich besuchen, das letzte Mal ist schon viel zu lange her, die Balearischen Inseln (ich kannte da nur Mallorca im Winter) aber bitte ohne Ballermann und Deutsches Fremdschämen. Valencia sehr gerne, vielleicht gibt es sogar noch das geniale Paella Restaurant von damals. Nun auf jeden Fall Zeit wie immer für kulinarisches und kulturelles und vielleicht sogar Besucher von zu Hause, die in der Nähe sind.

Ein paar Tage und wir sind nach knapp 100nm segeln noch immer in Frankreich und für einen kleinen Marinastop in Sete in der Provinz Occitaine. Eine grössere Stadt mit Geschichte, hat man doch schon Fundstücke aus der Bronzezeit entdeckt. Inzwischen die Heimatstadt von berühmten Franzosen wie Paul Valery, Georges Brassens (die beiden haben hier alleine schon vier Museen) und dem Fussballclub FC Sete 34, ist Sete auch als “Venedig des Languedoc” bekannt, hauptsächlich wegen seiner Kanäle und Zugbrücken. Bunt anzuschauen ist die tägliche Einfahrt der Fischereiflotte, die von Möwenscharen begleitet werden. Wir liegen hier für eine Nacht, denn leider lässt der derzeitige Südostwind mit Wellen seitwärts keine ruhigen Ankerplätze an diesem flachen Teil der Küste zu. Preislich ok bietet uns die Marina einen Platz für die Nacht an und wir schaffen auch dieses erste Mal fremdanlegen wieder ohne weitere Schwierigkeiten. Sete lebt hauptsächlich von Fischfang und Austernzucht und bedient mit Fähren die Spanischen Inseln bis Nordafrika.

Wir machen einen abendlichen Spaziergang und stimmen uns schon mal bei einer Sangria auf die kommende Zeit in Spanien ein. Der Restaurantbesuch fällt dann allerdings zugunsten eines frischen Baguettes an Bord aus (das müssen wir hier noch ausnutzen). Eines der Neuerrungenschaften an Bord ist übrigens ein gebrauchter Brotbackautomat da es ja bei mehreren Anläufen mit einem völlig untauglichen Bordbackofen nicht funktioniert hat, ein halbwegs anständiges Brot zu backen. Also das zweite Ergebnis hat überzeugt (das erste wollten nicht mal die Fische fressen) für so ein unentbehrliches Grundnahrungsmittel, aber mit frischem Baguette und kulinarischen Delikatessen einer französischen Patisserie kommt das natürlich nicht mit. Eine zweite Errungenschaft ist ein Matratzentopper von Ikea, sodass sogar Klaus jetzt einigermassen durchschlafen kann ohne die Abdrücke des Lattenrostes morgens auf dem Bauch zu haben. Bei mir wird leider der Schlaf wegen dieser sch…. Hitzewallungen immer mehr unterbrochen. Was haben wir Frauen eigentlich verschuldet um Zeit unseres Lebens mit unnötiger Bluterei und zu guter letzt noch mit den Unbillen unseres Hormonhaushalts kämpfen zu müssen. Mein lieber Nachbar zuhause hatte mich mit einem Lächeln bedauert und nur gemeint: “Bei uns Männern gehts nur um Testosteron” Super ! Danke irgendwer !

Als dann bis bald in diesem Blog und im Sinne auf die kommende Zeit hier ein Zitat des Dalai Lama

“Una vez al año, ve a algún lugar en el que nunca hayas estado”

„Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nicht warst.“

Powered by WordPress & Theme by Anders Norén

Follow

Get the latest posts delivered to your mailbox: