Es fühlt sich eindeutig wieder nach Segeln an. Der Wind bläst, die Schaps sind voll mit dem wichtigsten, der Motor schnurrt und unser Blümsche schwimmt wieder. Die Pause war lang, unser letzter Tag hier in Port St. Louis du Rhone war Oktober 2022. Dazwischen liegen Elternbeistand, viele tausend Kilometer, alte und neue Freuden und Freunde, Arbeiten, Arbeiten, Arbeiten.

Vor einigen Tagen kamen wir also wieder hier an und haben gehofft, dass unser Boot noch sicher auf Stelzen steht und nichts unerwartetes auf uns im Innern wartet. Top Ergebnis. Der Winterschlaf hat unserem Boot nichts ausgemacht, ich glaube es hat sogar ein wenig gelächelt über unsere Rückkehr. Die Betten wurden ausgeschüttelt, der Staub vom Deck entfernt und die Technik wieder flott gemacht. Klaus hat sich im Motorraum mit Dieselfilter und Ölwechsel ausgetobt und ich habe das schwimmende Eigenheim wieder zum gemütlichen Zweitzuhause gemacht. Dann war es wieder soweit. Ein Adieu und Merci an Charmelene vom Office Port Navy Services, die nicht nur unglaublich nett und hilfsbereit war (und dass auch in Englisch) sondern auch noch eine weitere Besuchsadresse in Neuseeland bekommen hat, man kommt ja doch immer aufs Thema Tourismus.

Unser Ziel für die nächsten drei Monate sind Spaniens Küsten und die Balearischen Inseln. Barcelona möchte ich besuchen, das letzte Mal ist schon viel zu lange her, die Balearischen Inseln (ich kannte da nur Mallorca im Winter) aber bitte ohne Ballermann und Deutsches Fremdschämen. Valencia sehr gerne, vielleicht gibt es sogar noch das geniale Paella Restaurant von damals. Nun auf jeden Fall Zeit wie immer für kulinarisches und kulturelles und vielleicht sogar Besucher von zu Hause, die in der Nähe sind.

Ein paar Tage und wir sind nach knapp 100nm segeln noch immer in Frankreich und für einen kleinen Marinastop in Sete in der Provinz Occitaine. Eine grössere Stadt mit Geschichte, hat man doch schon Fundstücke aus der Bronzezeit entdeckt. Inzwischen die Heimatstadt von berühmten Franzosen wie Paul Valery, Georges Brassens (die beiden haben hier alleine schon vier Museen) und dem Fussballclub FC Sete 34, ist Sete auch als “Venedig des Languedoc” bekannt, hauptsächlich wegen seiner Kanäle und Zugbrücken. Bunt anzuschauen ist die tägliche Einfahrt der Fischereiflotte, die von Möwenscharen begleitet werden. Wir liegen hier für eine Nacht, denn leider lässt der derzeitige Südostwind mit Wellen seitwärts keine ruhigen Ankerplätze an diesem flachen Teil der Küste zu. Preislich ok bietet uns die Marina einen Platz für die Nacht an und wir schaffen auch dieses erste Mal fremdanlegen wieder ohne weitere Schwierigkeiten. Sete lebt hauptsächlich von Fischfang und Austernzucht und bedient mit Fähren die Spanischen Inseln bis Nordafrika.

Wir machen einen abendlichen Spaziergang und stimmen uns schon mal bei einer Sangria auf die kommende Zeit in Spanien ein. Der Restaurantbesuch fällt dann allerdings zugunsten eines frischen Baguettes an Bord aus (das müssen wir hier noch ausnutzen). Eines der Neuerrungenschaften an Bord ist übrigens ein gebrauchter Brotbackautomat da es ja bei mehreren Anläufen mit einem völlig untauglichen Bordbackofen nicht funktioniert hat, ein halbwegs anständiges Brot zu backen. Also das zweite Ergebnis hat überzeugt (das erste wollten nicht mal die Fische fressen) für so ein unentbehrliches Grundnahrungsmittel, aber mit frischem Baguette und kulinarischen Delikatessen einer französischen Patisserie kommt das natürlich nicht mit. Eine zweite Errungenschaft ist ein Matratzentopper von Ikea, sodass sogar Klaus jetzt einigermassen durchschlafen kann ohne die Abdrücke des Lattenrostes morgens auf dem Bauch zu haben. Bei mir wird leider der Schlaf wegen dieser sch…. Hitzewallungen immer mehr unterbrochen. Was haben wir Frauen eigentlich verschuldet um Zeit unseres Lebens mit unnötiger Bluterei und zu guter letzt noch mit den Unbillen unseres Hormonhaushalts kämpfen zu müssen. Mein lieber Nachbar zuhause hatte mich mit einem Lächeln bedauert und nur gemeint: “Bei uns Männern gehts nur um Testosteron” Super ! Danke irgendwer !

Als dann bis bald in diesem Blog und im Sinne auf die kommende Zeit hier ein Zitat des Dalai Lama

“Una vez al año, ve a algún lugar en el que nunca hayas estado”

„Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nicht warst.“