Sind wir erst seit 10 Tagen unterwegs und bin ich schon jetzt überfällig mit meinem Wochenblog ?? Ähm ja, aber bekanntlich geht die Zeit ja viel langsamer voran, wenn man nichts zu tun hat. Oder wars anders rum ? Auf jeden Fall hat sich zumindest die Sprache und Kultur unseres diesjährigen Segeltörns mal wieder geändert. Es heisst jetzt nicht mehr “Bonjour” sondern “Hola” und auch jetzt ändert sich mit Überquerung der Grenze wieder das ganze Szenario. Also kurz zusammengefasst bevor ich weit aushole. Die Spanier haben den besten Schinken, die hässlichsten Strandorte und die bis jetzt besten Windverhältnisse.
Um es vorweg zu nehmen, wir sind noch keinen Orcas begegnet, scheint sich ja in den Medien zu verbreiten wie alles was mit Sensationen zu tun hat. Es gibt da doch eine vorwitzige Gruppe Orcas um “White Gladies” (ja die Mama der Orcagruppe hat schon einen Namen), die nur zu gerne an Bootsrudern knabbern und Spass haben, Bootscrews einen Heiden Schrecken einzujagen. Nein bis jetzt gabs ein paar Delfine, die in einiger Entfernungen unseren Kurs gekreuzt haben. Die Orcas haben Ihr Zuhause eher so bei Gibraltar.
Nun zum ausholen. Wir hatten Sete (noch in Frankreich) verlassen und dann so mitten im Meer irgendwann die ALDI Meldung erhalten, dass wir jetzt in Spanien sind (oder viel mehr unser Telefon). Das hätten wir sonst spätestens beim ersten Stop in einer Bucht gemerkt. Scheint die Spanier lieben Bojen, fast jeden Bucht ist gespickt damit, soll heissen, hier nicht liebe Segler (gelbe Bojen) oder hier darfst Du ran (weisse Boje) aber bitte für Bares (falls einer hinschaut). In Roses schockiert uns dann der freundliche Marinero doch ein wenig, als er in spanischem Kauderwelsch mit französischer Übersetzung uns mitteilt, die Boje für die Nacht €5 kostet, na das geht ja noch, doch dann hat er sprachlich wohl die “0” vergessen, ne jetzt !! Für ne Boje €50 und da kriegt man auch sonst nix dazu ausser einer netten Aussicht aufs Örtchen. Also nehmen wir die nächste Bucht mit Bojen, wo sich dann keiner mehr für uns interessiert. Aha, so läuft das hier. Positiv ist aber eigentlich der Hintergedanke der Bojen. Man achtet auf das ungestörte Wachstum von Posidonia (Seegras) welches wiederum Lebensraum für Fische bietet (naja soviel mehr als in Frankreich oder Griechenland haben wir dann doch noch nicht ausgemacht), daher ist es ausdrücklich und bei Strafe untersagt in Posidoniafeldern zu ankern und netterweise hat man dann für die Boaties Ankerbojen ausgelegt. Leider ist das ja nur ein Problem, seit die bevorzugte Methode der kommerziellen Fischerei, Grundtrawling ist und dabei eben der gesamte Seeboden abgegrast wird, da bleibt nichts stehen. Aber als verantwortungsvoller Segler kann man ja seins zum Erhalt unserer Ozeane, unserer blauen geschundenen Lunge tun. Da ist umsichtiges Ankern ja nicht zu viel verlangt. Und wir essen auch hier bis jetzt keinen Fisch, auch wenn das Angebot rundherum etwas besser aussieht, wie in Griechenland. Leergefischtes Mittelmeer kennt keine Grenzen, dabei habe ich die Tage viel über die MPAs (Marine Proteced Areas) gelesen, die eindeutig beweisen, dass wenn sich die Fischbestände in denselben erholen, der Überschuss der Fischerei in der erlaubten Zonen nur zu gute kommen kann, aber tja die Menschheit braucht etwas länger, um das umzusetzen. Traurige Tatsache ist, dass trotz internationalem Übereinkommen, bis 2050 30% der Weltmeere zum Schutzgebiet zu erklären, es bis heute gerade mal 8% sind. Auch wir zu Hause gehören zu den ewig gestrigen, was das betrifft. Leider muss ich auch meinen lieben Gästen diesbezüglich auf Reisen immer die Vorstellung vom 100% Pure New Zealand nehmen, da können wir dann gerne 80% abziehen. Aber meine Einstellung und Hintergründe dazu kennen ja die meisten. Bei uns sieht es im Vergleich zum überfüllten zT zugemüllten Europa noch richtig gut aus.
Unser erster Marina stop war dann die Marina Badalona in der Nähe von Barcelona, eine Stadt, auf die wir uns schon freuten und die Dank allseits verfügbaren öffentlichen Verkehrsmitteln ganz leicht von der Marina aus zu erreichen ist. Wir freuen uns auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt und wissen auch, warum dann abends nach 18000 Schritten die Füsse rund waren. Die Hauptattraktion, die ich auch schon vor früheren Besuchen der Stadt aus meiner Touristikzeit kenne, heisst Antoni Gaudi (den auch Friedensreich Hundertwasser inspiriert hat) und die berühmten Gebäude seiner Zeit, insbesondere die “noch immer” unvollendete Sagrada Familia.
Welch Ironie, dass der berühmte Architekt 1926 von einer Tram angefahren und aufgrund seiner ärmlichen Erscheinung in ein Armenhospital verfrachtet wurde, wo er dank mangelnder Behandlung bald verstarb. Tja Kleider hätten in dem Fall wohl doch Leute gemacht, denn man hatte ihn einfach nicht erkannt. Zum Glück hält man an seiner Inspiration noch heute fest und somit habe ich jetzt einen ganzen Teil mehr am Bauwerk der Sagrada Familia gesehen, als bei meinem letzten Besuch vor äh, naja, ist lange her. Dank Covid wird die Kirche leider nicht zum 100. Geburtstag Gaudis in 2026 fertig, sondern erst einige Jahre später und das liegt in dem Fall auch am Geld, denn die Vision Gaudis war die Kirche rein aus Spenden zu finanzieren und damit meinte er nicht Spenden von Amazon oder dergleichen, die die paar Millionen aus der Portokasse bezahlen würden, sondern die Spenden der Menschen, für die er die Kirche bauen wollte. Und wie visionär er war, für ihn sollte das üblich Dunkle einer Kathedrale nicht innen sein, sondern aussen, so baute er die Kirche, die im Innern an einen Wald erinnern soll mit vielen verschiedenen Buntglasfenstern, die je nach Tageszeit das innere mit kaltem und warmen Licht durchströmen.
Kirchliche Motive und reichlich Dekoration finden sich dagegen an den Aussenfassaden und auch dort ist nichts dem Zufall überlassen, alles zeigt Liebe zum Detail und erzählt die Geschichte des katholischen Glaubens, aber eben anders wie in üblichen Kirchen. Ein echter Hingucker und auch entsprechend besucht. Wir haben Glück noch Tickets zu bekommen, die Kirche alleine zählt jährlich 5 Millionen Besucher. Der Rest des Tages geht für eine Spaziergang auf der Flaniermeile La Rambla und dem berühmten Market La Boqueria drauf, ebenfalls ein echter Hingucker.
Der Markt, den es immerhin schon seit dem Mittelalter gibt platzt vor kulinarischen Leckerbissen, wie dem allgegenwärtigen Jamon Serrano, frischem Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse sowie traditionellen Getränken wie Tinto de Verrano und Cerveza. Was uns so beim Beobachten auffällt, es gibt hier wenig Übergewichtiges und die Siestas (Mittagspausen) nehmen die Spanier ernst, ein Restaurant, welches vor 20 Uhr essen serviert zählt noch als Mittagsgericht. Ja warum denn nicht, wir haben ja ne gut sortierte Bordküche um uns früher durchzufressen (Jamon Serrano und leckerer Manchegokäse fehlt da natürlich nicht.
Nach diesem Grossstadterlebnis ruft uns aber wieder der stetige Drang um die nächste Ecke zu segeln und wir legen ab mit dem Ziel demnächst die balearischen Inseln zu erreichen. Wir fragen uns doch, wo die ganzen Superjachten abgeblieben sind, die wir im letzten Jahr noch an der französischen Riviera gesichtet haben, sicherlich tummeln die sich vor Mallorca und Ibiza. Leider muss dafür erst mal Wind und Wetter passen und wir verschieben den ca. 20 Stunden Törn noch bis morgen. Ach ja, ganz im Gegensatz zum ewig zuverlässigen Meltemi Griechenlands und dem Mistral Frankreichs (Fallwinde) weht hier der Tramontana, der uns mit ziemlich kalten Temperaturen und Gewittern überrascht, naja unser Blümsche kriegt daher regelmässig eine Frischwasserdusche und wir müssen nun zum ersten Mal die Wolldecke zum schlafen rausholen.
Wie es dann in Mallorca weitergeht, sagen wir Euch wenn wir da sind. Hasta luego und Bis bald !