Vor unserem wohl letzten Abschnitt der diesjährigen Seglersaison mit Thema Balearen und Spanisches Festland führt uns die Reise östlich entlang Mallorca und noch einmal ins kleine Es Trenc bis nach Cala Ratjada, das ich noch entfernt von zahllosen Reisebüroverkäufen aus meiner Lehrzeit im berühmt berüchtigten Reisebüro Globus kenne. Die Destination Mallorca ist/war des Deutschen liebstes Kind, das Mekka des Mittelstandes, das 17. Bundesland.
Natürlich habe ich mir lange geschworen absolut nie zur Hauptferienzeit in diese Urlaubsregion zu reisen, Riesen Tourimassen inklusive Nippes und Bockwurst mit Pommes gehören einfach nicht in meine Reiselust, aber so wie es mit unserer jährlichen Ausfahrt eben steht, können wir dem heimatlichen Winter eben nur so entfliehen. Vielleicht geht uns das ja auch so langsam auf den Wecker. Seis drum, Mallorca hat schon lange erkannt, das der Insel liebste Touristenscharen made in Germany auch nicht mehr das Gelbe vom Ei sind. Der Trend geht definitiv in Richtung lieber Klasse statt Masse. So müssen wir uns ja nicht wundern, das die gewohnten Pauschalangebote mit Malle für €399 einschl. Vollpension und überfülltem Badestrand jetzt nicht mehr zu finden sind. Zumindest der Deutsche Malle Typ muss sich entweder damit abfinden, für den gleichen Preis nur noch eine anstatt drei Wochen die balearische Sonne zu geniessen oder eben tiefer in die Tasche greifen muss.
Nun das ist dann mal der Landtourismus. Viel erleben tun wir davon wahrlich nicht, denn die Dienstleistungen, die wir in Anspruch nehmen beschränken sich auf den einen oder anderen Restaurantbesuch und dann und wann mal eine Zwangspause in einer Marina. Letzteres ist hier wirklich nicht so einfach. Wir staunen über die aufgerufenen Preise und auch die scheinbare Politik, mit der man dem Segeltourismus gegenüber steht.
Es ist nicht so wie in manchen griechischen Häfen, wo man den kleinen Fischerorten auf die lokale Verwaltung zählt, sprich wenn Du im kleinen Hafen XY einen Platz findest hilft Dir der freundliche selbst ernannte Marinero, der ein Restaurant am Strand hat und Dir unmissverständlich klar macht, wo Du heute abend zum essen gehst. Es ist auch nicht wie in manch anderen Orten, die so frequentiert werden von den Superjachten, dass der wiederum höchst offizielle Marinero Dir klar macht, dass Du rein vom finanziellen Auftritt schon nicht dort anlegen solltest, nein nicht unter 30m und Louis Vuitton Badelatschen. Es war auch anders in Frankreich, wie wir letztes Jahr feststellen konnten. Dort ist man zumeist gut organisiert und die Infrastruktur ist zumindest am Festland für alle Grössen erhältlich und zumeist zu angemessenen Preisen, und dafür liegst Du vor Traumstädten wie Antibes, Cap Ferrat und St. Tropez. Selbst in Monaco, wo wir sogar atronomische Preise erwartet und bezahlt hätten, nur um das Spektakel mal aus der Nähe zu sehen, waren wir mit €80 im alternativen nicht ganz so mondänen Zweithafen von Monte Carlo angenehm überrascht.
Nun um die Balearen nicht völlig zu verunglimpfen kommen wir in Cala Ratjada mit €60 pro Nacht noch glimpflich davon, die Marina ist gut aufgestellt und auch die Verständigung klappt. Die Touristenmachinerie läuft auf Hochtouren und was wir in Italien für einen Flüchtlingstransport gehalten hätten, ist hier eine fröhliche Tagesfahrt mit Sonnenbrandgarantie.
Die abendliche Stimmung ist ausser Frage : Deutsch. Es wird deutsch gesprochen, die Speisekarte ist in deutsch und der freundliche Service findet wir sollten gleich mal ein Erdinger Weissbier und ne Pizza bestellen, ich hyperventiliere. bei einem Gang durch die Stadt ist dann auch klar, woher die Spanier hier soviel Deutsch können, tagsüber gehts Du ins Bavaria
Bierhaus, nachmittags gehst Du shoppen ins “Ledergeschäft” oder in die
“Müller Drogerie” und schliesst “Sportwetten” ab, danach gibts ne
“Currywurst mit Pommes” und abends gehts in den “Biergarten” wo man
schon seit 1982 bei Bier und Humptamusik schunkelt. Und falls Du dann auch noch für immer bleiben willst, rufst Du mal die Immobilienmaklerin
Martina Albrecht an und kaufst Dir ein Auto von Auto Drach in Manacor.
Ach ja und K+K warten im Royal auf Freunde.
Auweia. Klaus ist völlig baff, ich habs irgendwie nicht anders in Erinnerung.
Cala Ratjada hat uns ganze 2 Tage bevor wir die nicht all zulange Überfahrt nach Menorca unternehmen.
Die ersten Nächte sind wir in eher wenig spektakulären Buchten vor Anker, gleich fällt uns auf, dass uns die Partygoer von Malle und Ibiza an Land und auch zu Wasser definitiv nicht folgen. Menorca hat mehr Natur, entspannte Atmospäre und keine Berge. Leider aber auch nicht genügend Marinas oder sichere Ankerbuchten. Wir finden eine schöne aber enge Felsenschlucht, die wir uns mit einigen anderen Booten teilen, wir beobachten, dass es sehr beliebt scheint, alte ehemalige Fischerboote wieder aufzuhübschen und als schwimmendes Wochenenddomizil einzusetzen. Superjachten sind auch da, aber lange nicht so zahlreich wie wir es von der Riviera und von Griechenland kennen. Ausserdem fällt uns auch, dass auch hier der Fischbestand kläglich ist, ist obwohl die spanische Küche doch von Fischreichen Gerichten von gegrilltem Oktopus bis Fischpaella lebt. Na hoffen wir mal, dass die allgegenwärtige Posidonia (Seegras) polizei, die widerrechtlich ankernde Boote mit heftigen Strafen drohen, Ihr Ziel erreicht. In meinen Augen, ist das zwar ein Schritt nach vorne aber nur mit einem Bein, was nützt eine nachwachsende Biosphäre, wenn die Fische kaum Zeit haben, sich im Bestand zu erholen, weil die Grossfischerei weiterhin alles abfischt und die Lokalen und Touristen auf Ihren Fisch nicht verzichten wollen. Naja im Mittelmeer so ziemlich überall das gleiche Thema daher keine weiteren Ausschweifungen.
In der Hauptstadt Mahon haben wir zuerst kein Glück anzulegen, es ist alles voll, ein 6km langer Landeseinschnitt macht die Hauptstadt zur sicheren aber auch gefragten Destination. Wir ankern erst in einer Seitenbucht, der einzigen wo das Ankern erlaubt ist, Nerv und haben dann Glück am nächsten Tag den wohl letzten Marinaplatz zu ergattern für ganze €119 pro Nacht, na wenigstens inkl. Wasser und Strom. Shocking und dabei bringt man ja sein Hotel gleich mit und der Marinero muss am nächsten Tag nicht mal die Betten machen, Leinen los und weg. Also naja, wir leisten uns das mal, Paella eingeschlossen aber mit wenig Begeisterung für das erlebte. Die Stadt ist nett, wir machen einen Spaziergang und wundern uns über die wenig erschlossenen Anlegemöglichkeiten, die die breite Bucht eigentlich zulässt.
Wir auch immer überlegen wir nun wo unsere ANTHOS wahrscheinlich für längere Zeit ein Winterquartier findet. Mal sehen, wohin wir demnächst an und abreisen müssen. Es kommt uns spanisch vor.