Si la vida te da limones …pide sal y tequila
Wenn das Leben Dir Zitronen liefert frage nach Salz und Tequila
Ein Spruch, der mit über die letzten Wochen mehr und mehr bewusst wird, versuche ich doch verzweifelt den gleichen Sinn darin zu erkennen, wie Ich Ihn von meinem Urgrossvater in Erinnerung habe, der sagte, dass selten ein Schaden wo kein Nutzen ist. Nein wir haben keinen Schaden am Motor und nein es gab bis jetzt auch sonst keinen Verlust. Der Verlust ist der Lebensstil der letzten Jahre, mit ANTHOS durch den Sommer Europas zu ziehen, ein Verlust, den ich nur schwer verschmerze. ANTHOS steht zum Verkauf, eine Entscheidung, der ich bis jetzt noch das Verständnis abringen muss. Wirtschaftlich macht das alles vielleicht Sinn, Boote wie ANTHOS stehen hoch im Kurs und wer weiss wie lange noch. Aber dieser Zweitwohnsitz ist für mich zum zweiten Zuhause geworden, mit der Gemütlichkeit eines Sofas und der Bequemlichkeit vom Wind getrieben von einer in die nächste Bucht zu schippern, um abendlich den Sonnenuntergang zu geniessen und bei einem kalten Getränk die Wellen an sich vorbeiziehen zu lassen. Diese einzigartige Faszination des Meeres und Ihrer Bewohner, das Bewusstsein des Weges, der immer das Ziel gewesen ist, all dass werde ich schmerzlich vermissen. Die Tatsache, dass wenn Dein Zuhause nicht wenigstens einige Zeit im Jahr genutzt wird, nur mehr Geld und Nerven kostet, ist die Entscheidung, sich vom Sportgerät zu trennen.
Nach der nunmehr abgeschlossenen Umrundung der balearischen Inseln sind wir auf dem Rückweg nach Port St. Louis zu Rhone und schlussendlich dem Ort, wo wir höchstwahrscheinlich Abschied nehmen müssen von ANTHOS. Die Geier kreisen schon über dem Mast. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ein neuer Kapitän das Steuer hält, doch das will ich mir zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht vorstellen. Es bricht mir das Herz.
Seit meinem letzten Eintrag haben wir es gerade mal geschafft 250nm zu segeln und sind jetzt wieder am spanischen Festland nach einem weiteren Aufenthalt im schönen Barcelona.
Wir waren noch in einer Marina in Menorcas Hauptstadt Mahon, wo wir unglaubliche €119 für eine Marina bezahlt haben, aber die Alternative in dem wenig attraktiven Seitenarm die Nacht durchzuschaukeln war uns dann den Spass aber nicht das Geld wert. In Port Fornells wars dann recht beschaulich manorquinisch, eh eine Insel, die uns besser gefallen hat.
Platt, aber grün und irgendwie gemütlicher gings zu und schöne Buchten mit türkisfarbenen Wasser gabs genug. Das Wetter heiss und zwischenzeitlich noch heisser, das sind wir dann schon gewöhnt. Da hilft auch der Sprung ins 31 Grad warme Wasser nicht wirklich.
Nach einigen Tagen gehts wieder zurück nach Mallorca um dann aufs spanische Festland überzusetzen. In Port Soller wirds abends voll in der Bucht, jeder kämpft noch um ein sicheren Ankerplatz und das Hafenkino ist perfekt.
Den nächsten Tag nutzen wir für einen Landausflug ins beschauliche Soller, eine Wohltat gegenüber den zugebauten Hotelbunker, die wir auf der anderen Seite der Insel gesehen haben.
Wir geniessen ein Bocadillo, ein belegtes Brot und einen Eiskaffee und schlendern durch Gassen, Kirchen und Häfen.
Die Überfahrt nach Barcelona, vielleicht unsere letzte Nachtfahrt ist seglerisch ein Traum und wir machen die fast 100nm in nur 17 Stunden wett. In Barcelona liegen wir im Stadthafen, wo auch schon die ersten Besichtigungstermine anstehen. Meine Gedanken kreisen um frühe Sklavenmärkte und unser ANTHOS ist ein begehrtes Objekt. Fleischbeschau vom feinsten. Wie sehen die Zähne aus, gibts genug Muskelmasse, alles wird angetatscht und umgedreht, Fotos werden gemacht und Fragen gestellt, wie stellt sie sich an, ist sie zickig oder willig, hat Sie die nötigen Papiere. Oh ich hasse es, meine Wut kennt keine Grenzen und ich wäre jetzt gerne Sklavenbefreier. Dann die Preisfrage, eine Zahl wird in den Raum geworfen und die Anfragen häufen sich. Nein sie ist noch nicht verschachert, aber sie ist aufgehübscht, ist widerwillen zurecht gemacht und muss sich gefallen lassen, in der nächsten Zeit weiter begrabscht zu werden, bis sich ein würdiger Besitzer findet. Bis jetzt ein Israeli, der in Barcelona nebst Familie lebt und nicht viel von Segeln versteht, nein danke. Ein Deutscher, der extra einfliegt und mit unserer Blume schon einverstanden ist um damit um die Welt zu segeln, für Ihn ein “Projekt” dass Ihn eine gescheiterte Ehe und Firma vergessen lassen soll, naja. Und die nächsten stehen noch an, ein Australier, ein Deutscher und ein Rumäne, die unserer ANTHOS noch unter den Rock schauen wollen, ich hasse es noch mehr.
Wir verlassen Barcelona, nicht ohne noch das berühmte Gaudihaus Casa Battlo und die Hafenpromenade nebst Schausteller zu besuchen.
Wir segeln Richtung Frankreich und werden in ca. einer Woche wieder die gewohnte Stadt Port St. Louis du Rhone erreichen, wo ANTHOS dann Ihr weiteres Schicksal erwartet. Ich habe noch nicht damit abgeschlossen und das wird auch noch dauern. Ich muss die Kabine räumen, die Koffer packen, das kleine zuHause verlassen und alles damit erlebte.
Ich freue mich nicht, aber ich weiss, die Zukunft ist schon geschrieben, ich habs sie nur noch nicht lesen können. Geplant ist eine Reise 2024 mit Kusine Zdeni nach Edinburgh zum Military Tattoo, vielleicht ein Wellnessaufenthalt (mal zur Abwechslung nicht bei 40Grad), der mich die Wellness des Meeres vergessen lässt und irgendwas auf dem Wasser sollte es auch noch geben. Naja, und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Nachtrag. Da quatscht uns doch ein Theo an, ein Backpacker aus Bonn, den wir auf einem Streckenabschnitt mitnehmen auf den Weg nach Frankreich, das hatten wir dann auch noch nie. Weiss er denn, welche wertvolle Zeit er noch auf ANTHOS verbringen darf?? Bestimmt nicht. Das Titelbild dieses Eintrags spricht da für mich tausend Bände.