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Si la vida te da limones …pide sal y tequila
Wenn das Leben Dir Zitronen liefert frage nach Salz und Tequila
Ein Spruch, der mit über die letzten Wochen mehr und mehr bewusst wird, versuche ich doch verzweifelt den gleichen Sinn darin zu erkennen, wie Ich Ihn von meinem Urgrossvater in Erinnerung habe, der sagte, dass selten ein Schaden wo kein Nutzen ist. Nein wir haben keinen Schaden am Motor und nein es gab bis jetzt auch sonst keinen Verlust. Der Verlust ist der Lebensstil der letzten Jahre, mit ANTHOS durch den Sommer Europas zu ziehen, ein Verlust, den ich nur schwer verschmerze. ANTHOS steht zum Verkauf, eine Entscheidung, der ich bis jetzt noch das Verständnis abringen muss. Wirtschaftlich macht das alles vielleicht Sinn, Boote wie ANTHOS stehen hoch im Kurs und wer weiss wie lange noch. Aber dieser Zweitwohnsitz ist für mich zum zweiten Zuhause geworden, mit der Gemütlichkeit eines Sofas und der Bequemlichkeit vom Wind getrieben von einer in die nächste Bucht zu schippern, um abendlich den Sonnenuntergang zu geniessen und bei einem kalten Getränk die Wellen an sich vorbeiziehen zu lassen. Diese einzigartige Faszination des Meeres und Ihrer Bewohner, das Bewusstsein des Weges, der immer das Ziel gewesen ist, all dass werde ich schmerzlich vermissen. Die Tatsache, dass wenn Dein Zuhause nicht wenigstens einige Zeit im Jahr genutzt wird, nur mehr Geld und Nerven kostet, ist die Entscheidung, sich vom Sportgerät zu trennen.
Nach der nunmehr abgeschlossenen Umrundung der balearischen Inseln sind wir auf dem Rückweg nach Port St. Louis zu Rhone und schlussendlich dem Ort, wo wir höchstwahrscheinlich Abschied nehmen müssen von ANTHOS. Die Geier kreisen schon über dem Mast. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ein neuer Kapitän das Steuer hält, doch das will ich mir zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht vorstellen. Es bricht mir das Herz.
Seit meinem letzten Eintrag haben wir es gerade mal geschafft 250nm zu segeln und sind jetzt wieder am spanischen Festland nach einem weiteren Aufenthalt im schönen Barcelona.
Wir waren noch in einer Marina in Menorcas Hauptstadt Mahon, wo wir unglaubliche €119 für eine Marina bezahlt haben, aber die Alternative in dem wenig attraktiven Seitenarm die Nacht durchzuschaukeln war uns dann den Spass aber nicht das Geld wert. In Port Fornells wars dann recht beschaulich manorquinisch, eh eine Insel, die uns besser gefallen hat.
Platt, aber grün und irgendwie gemütlicher gings zu und schöne Buchten mit türkisfarbenen Wasser gabs genug. Das Wetter heiss und zwischenzeitlich noch heisser, das sind wir dann schon gewöhnt. Da hilft auch der Sprung ins 31 Grad warme Wasser nicht wirklich.
Nach einigen Tagen gehts wieder zurück nach Mallorca um dann aufs spanische Festland überzusetzen. In Port Soller wirds abends voll in der Bucht, jeder kämpft noch um ein sicheren Ankerplatz und das Hafenkino ist perfekt.
Den nächsten Tag nutzen wir für einen Landausflug ins beschauliche Soller, eine Wohltat gegenüber den zugebauten Hotelbunker, die wir auf der anderen Seite der Insel gesehen haben.
Wir geniessen ein Bocadillo, ein belegtes Brot und einen Eiskaffee und schlendern durch Gassen, Kirchen und Häfen.
Die Überfahrt nach Barcelona, vielleicht unsere letzte Nachtfahrt ist seglerisch ein Traum und wir machen die fast 100nm in nur 17 Stunden wett. In Barcelona liegen wir im Stadthafen, wo auch schon die ersten Besichtigungstermine anstehen. Meine Gedanken kreisen um frühe Sklavenmärkte und unser ANTHOS ist ein begehrtes Objekt. Fleischbeschau vom feinsten. Wie sehen die Zähne aus, gibts genug Muskelmasse, alles wird angetatscht und umgedreht, Fotos werden gemacht und Fragen gestellt, wie stellt sie sich an, ist sie zickig oder willig, hat Sie die nötigen Papiere. Oh ich hasse es, meine Wut kennt keine Grenzen und ich wäre jetzt gerne Sklavenbefreier. Dann die Preisfrage, eine Zahl wird in den Raum geworfen und die Anfragen häufen sich. Nein sie ist noch nicht verschachert, aber sie ist aufgehübscht, ist widerwillen zurecht gemacht und muss sich gefallen lassen, in der nächsten Zeit weiter begrabscht zu werden, bis sich ein würdiger Besitzer findet. Bis jetzt ein Israeli, der in Barcelona nebst Familie lebt und nicht viel von Segeln versteht, nein danke. Ein Deutscher, der extra einfliegt und mit unserer Blume schon einverstanden ist um damit um die Welt zu segeln, für Ihn ein “Projekt” dass Ihn eine gescheiterte Ehe und Firma vergessen lassen soll, naja. Und die nächsten stehen noch an, ein Australier, ein Deutscher und ein Rumäne, die unserer ANTHOS noch unter den Rock schauen wollen, ich hasse es noch mehr.
Wir verlassen Barcelona, nicht ohne noch das berühmte Gaudihaus Casa Battlo und die Hafenpromenade nebst Schausteller zu besuchen.
Wir segeln Richtung Frankreich und werden in ca. einer Woche wieder die gewohnte Stadt Port St. Louis du Rhone erreichen, wo ANTHOS dann Ihr weiteres Schicksal erwartet. Ich habe noch nicht damit abgeschlossen und das wird auch noch dauern. Ich muss die Kabine räumen, die Koffer packen, das kleine zuHause verlassen und alles damit erlebte.
Ich freue mich nicht, aber ich weiss, die Zukunft ist schon geschrieben, ich habs sie nur noch nicht lesen können. Geplant ist eine Reise 2024 mit Kusine Zdeni nach Edinburgh zum Military Tattoo, vielleicht ein Wellnessaufenthalt (mal zur Abwechslung nicht bei 40Grad), der mich die Wellness des Meeres vergessen lässt und irgendwas auf dem Wasser sollte es auch noch geben. Naja, und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Nachtrag. Da quatscht uns doch ein Theo an, ein Backpacker aus Bonn, den wir auf einem Streckenabschnitt mitnehmen auf den Weg nach Frankreich, das hatten wir dann auch noch nie. Weiss er denn, welche wertvolle Zeit er noch auf ANTHOS verbringen darf?? Bestimmt nicht. Das Titelbild dieses Eintrags spricht da für mich tausend Bände.
Vor unserem wohl letzten Abschnitt der diesjährigen Seglersaison mit Thema Balearen und Spanisches Festland führt uns die Reise östlich entlang Mallorca und noch einmal ins kleine Es Trenc bis nach Cala Ratjada, das ich noch entfernt von zahllosen Reisebüroverkäufen aus meiner Lehrzeit im berühmt berüchtigten Reisebüro Globus kenne. Die Destination Mallorca ist/war des Deutschen liebstes Kind, das Mekka des Mittelstandes, das 17. Bundesland.
Natürlich habe ich mir lange geschworen absolut nie zur Hauptferienzeit in diese Urlaubsregion zu reisen, Riesen Tourimassen inklusive Nippes und Bockwurst mit Pommes gehören einfach nicht in meine Reiselust, aber so wie es mit unserer jährlichen Ausfahrt eben steht, können wir dem heimatlichen Winter eben nur so entfliehen. Vielleicht geht uns das ja auch so langsam auf den Wecker. Seis drum, Mallorca hat schon lange erkannt, das der Insel liebste Touristenscharen made in Germany auch nicht mehr das Gelbe vom Ei sind. Der Trend geht definitiv in Richtung lieber Klasse statt Masse. So müssen wir uns ja nicht wundern, das die gewohnten Pauschalangebote mit Malle für €399 einschl. Vollpension und überfülltem Badestrand jetzt nicht mehr zu finden sind. Zumindest der Deutsche Malle Typ muss sich entweder damit abfinden, für den gleichen Preis nur noch eine anstatt drei Wochen die balearische Sonne zu geniessen oder eben tiefer in die Tasche greifen muss.
Nun das ist dann mal der Landtourismus. Viel erleben tun wir davon wahrlich nicht, denn die Dienstleistungen, die wir in Anspruch nehmen beschränken sich auf den einen oder anderen Restaurantbesuch und dann und wann mal eine Zwangspause in einer Marina. Letzteres ist hier wirklich nicht so einfach. Wir staunen über die aufgerufenen Preise und auch die scheinbare Politik, mit der man dem Segeltourismus gegenüber steht.
Es ist nicht so wie in manchen griechischen Häfen, wo man den kleinen Fischerorten auf die lokale Verwaltung zählt, sprich wenn Du im kleinen Hafen XY einen Platz findest hilft Dir der freundliche selbst ernannte Marinero, der ein Restaurant am Strand hat und Dir unmissverständlich klar macht, wo Du heute abend zum essen gehst. Es ist auch nicht wie in manch anderen Orten, die so frequentiert werden von den Superjachten, dass der wiederum höchst offizielle Marinero Dir klar macht, dass Du rein vom finanziellen Auftritt schon nicht dort anlegen solltest, nein nicht unter 30m und Louis Vuitton Badelatschen. Es war auch anders in Frankreich, wie wir letztes Jahr feststellen konnten. Dort ist man zumeist gut organisiert und die Infrastruktur ist zumindest am Festland für alle Grössen erhältlich und zumeist zu angemessenen Preisen, und dafür liegst Du vor Traumstädten wie Antibes, Cap Ferrat und St. Tropez. Selbst in Monaco, wo wir sogar atronomische Preise erwartet und bezahlt hätten, nur um das Spektakel mal aus der Nähe zu sehen, waren wir mit €80 im alternativen nicht ganz so mondänen Zweithafen von Monte Carlo angenehm überrascht.
Nun um die Balearen nicht völlig zu verunglimpfen kommen wir in Cala Ratjada mit €60 pro Nacht noch glimpflich davon, die Marina ist gut aufgestellt und auch die Verständigung klappt. Die Touristenmachinerie läuft auf Hochtouren und was wir in Italien für einen Flüchtlingstransport gehalten hätten, ist hier eine fröhliche Tagesfahrt mit Sonnenbrandgarantie.
Die abendliche Stimmung ist ausser Frage : Deutsch. Es wird deutsch gesprochen, die Speisekarte ist in deutsch und der freundliche Service findet wir sollten gleich mal ein Erdinger Weissbier und ne Pizza bestellen, ich hyperventiliere. bei einem Gang durch die Stadt ist dann auch klar, woher die Spanier hier soviel Deutsch können, tagsüber gehts Du ins Bavaria
Bierhaus, nachmittags gehst Du shoppen ins “Ledergeschäft” oder in die
“Müller Drogerie” und schliesst “Sportwetten” ab, danach gibts ne
“Currywurst mit Pommes” und abends gehts in den “Biergarten” wo man
schon seit 1982 bei Bier und Humptamusik schunkelt. Und falls Du dann auch noch für immer bleiben willst, rufst Du mal die Immobilienmaklerin
Martina Albrecht an und kaufst Dir ein Auto von Auto Drach in Manacor.
Ach ja und K+K warten im Royal auf Freunde.
Auweia. Klaus ist völlig baff, ich habs irgendwie nicht anders in Erinnerung.
Cala Ratjada hat uns ganze 2 Tage bevor wir die nicht all zulange Überfahrt nach Menorca unternehmen.
Die ersten Nächte sind wir in eher wenig spektakulären Buchten vor Anker, gleich fällt uns auf, dass uns die Partygoer von Malle und Ibiza an Land und auch zu Wasser definitiv nicht folgen. Menorca hat mehr Natur, entspannte Atmospäre und keine Berge. Leider aber auch nicht genügend Marinas oder sichere Ankerbuchten. Wir finden eine schöne aber enge Felsenschlucht, die wir uns mit einigen anderen Booten teilen, wir beobachten, dass es sehr beliebt scheint, alte ehemalige Fischerboote wieder aufzuhübschen und als schwimmendes Wochenenddomizil einzusetzen. Superjachten sind auch da, aber lange nicht so zahlreich wie wir es von der Riviera und von Griechenland kennen. Ausserdem fällt uns auch, dass auch hier der Fischbestand kläglich ist, ist obwohl die spanische Küche doch von Fischreichen Gerichten von gegrilltem Oktopus bis Fischpaella lebt. Na hoffen wir mal, dass die allgegenwärtige Posidonia (Seegras) polizei, die widerrechtlich ankernde Boote mit heftigen Strafen drohen, Ihr Ziel erreicht. In meinen Augen, ist das zwar ein Schritt nach vorne aber nur mit einem Bein, was nützt eine nachwachsende Biosphäre, wenn die Fische kaum Zeit haben, sich im Bestand zu erholen, weil die Grossfischerei weiterhin alles abfischt und die Lokalen und Touristen auf Ihren Fisch nicht verzichten wollen. Naja im Mittelmeer so ziemlich überall das gleiche Thema daher keine weiteren Ausschweifungen.
In der Hauptstadt Mahon haben wir zuerst kein Glück anzulegen, es ist alles voll, ein 6km langer Landeseinschnitt macht die Hauptstadt zur sicheren aber auch gefragten Destination. Wir ankern erst in einer Seitenbucht, der einzigen wo das Ankern erlaubt ist, Nerv und haben dann Glück am nächsten Tag den wohl letzten Marinaplatz zu ergattern für ganze €119 pro Nacht, na wenigstens inkl. Wasser und Strom. Shocking und dabei bringt man ja sein Hotel gleich mit und der Marinero muss am nächsten Tag nicht mal die Betten machen, Leinen los und weg. Also naja, wir leisten uns das mal, Paella eingeschlossen aber mit wenig Begeisterung für das erlebte. Die Stadt ist nett, wir machen einen Spaziergang und wundern uns über die wenig erschlossenen Anlegemöglichkeiten, die die breite Bucht eigentlich zulässt.
Wir auch immer überlegen wir nun wo unsere ANTHOS wahrscheinlich für längere Zeit ein Winterquartier findet. Mal sehen, wohin wir demnächst an und abreisen müssen. Es kommt uns spanisch vor.
Nach einer Dosis Formentera, wo wir uns Dank des ungünstigen Ostwindes und schwells von Ibiza kommend versteckt hatten kam es dann endlich zum Gäste beherbergen. AJ (Andrea), Mark und Sohn Charlie nehmen wir in Ibiza’s Es Canar an Bord. AJ und ich haben uns beim segeln kennengelernt, daher hatten wir keine Bedenken, dass es Fälle von Seekrankheit oder ähnliches gibt. Das Leben an Bord ist ja doch schliesslich ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Da ist die goldene Regel “nichts ausser dem was aus dem Körper kommt” in die Toilette, der Rest geht bei uns in die Duftmülltüte! (bitte nicht die Mär vom sich zersetzenden Klopapier glauben, wenigstens nicht wenn man sein Wissen ausserhalb der BILD bezieht). Mülltrennung gab’s bis jetzt überall und organisches, obwohl nicht hundertprozentig astrein geht weiter draussen über Bord.
Des weiteren muss man mit dem begrenzten Platzangebot auskommen, aber da gibt es mit einer wirklich freien unbenutzten Gästekabine bei uns keine Probleme. Die zweite Gästekabine zu belegen wäre allerdings mehr als sportlich, die ist eher unsere Rumpelkammer, Waschmaschine und Fahrradkeller. Unsere ANTHOS ist für 10 Personen ausgelegt, dass können dann höchstens Flüchtlinge auf geklauten Booten sein, so eng müssten die zusammensitzen.
Wie auch immer wir kommen gut klar, gehen baden, quatschen, trinken und sind alle der Ansicht, dass das balearische Ambiente masslos teuer und überbewertet wird. AJ und Mark sind dann schon mal in der “Szene” unterwegs, d.h. zum DJ sowieso (ich kenn mich da nicht aus) in den Nightclub, Karten vorbestellen und gegen 3 Uhr morgens auf Trance und oder anderen mir unerklärlichen Musikrichtungen abzutanzen. Ne, also das war mal und ich kann mich noch gut an Zeiten in Diskos erinnern, wo wir (weisst Du noch Kusine !) regelmässig um 6 Uhr totgetanzt rausgefallen sind und noch schnell an der Tanke was zum essen holten um dann den nächsten Tag zu verschlafen. Tolle Zeiten, die ich nicht missen möchte, aber jetzt lieber aus der Ferne zuschaue.
Zum seglerischen Leben an Bord ist AJ genauso wie wir ziemlich erschüttert über die eher ungastliche Haltung zum Kleinsegler im Vergleich zu unseren heimatlichen Gefilden. Im Hafen von Formentera darf man tatsächlich nirgends mit dem Dinghy anlegen! Weil ich das auf einem geplanten Supermarktgang einfach nicht glauben kann, geh ich ins Port Office, wo man mir sagt, die Erlaubnis ein Dinghy im Hafen anzulegen kostet €10 PRO STUNDE !! Gut jetzt haben wir eine Erklärung für die vielen RIB (Schnellboote), die ständig in der Bucht zwischen den Booten rumsausen und Leute in den Hafen oder an die Strandbars bringen. Nur die dürfen das !! Fazit: An einem Punkt in der Vergangenheit, wo wir noch nicht ans Segeln dachten, wurden die Balearen schon von diversen Bootsbesitzern überrannt und da man allenthalben immer gerne die Superjachten anlockt und auch allgemein die Touris fleissig kommen, verlässt man sich eben drauf, dass die jeden Preis bezahlen, der kleine Segler bleibt da zurück oder muss eben damit leben. Nun ja, wir motoren dann eben zu zweit zum einkaufen, halten mit dem Dinghy direkt vor dem Schild “No dinghies” und einer bleibt im Boot mit einer fertigen Ausrede. Auf so einen Nepp kann ich verzichten.
Dabei könnte das Örtchen doch davon profitieren, kämen die ganzen Segler, die vor der Küste ankern per Dinghy an Land. Naja, ähnliches haben wir ja schon auf Palma festgestellt. Zum Glück ist der Ort Savina überschaubar, wir bekommen alles für die nächsten autarken Tage an Bord. Die verlorene Hippiegemeinde der Siebziger, die jetzt in Designerbadesachen Selfies für Ihre Instagramm channels machen und in Strandbars überteuerte Cocktails schlürfen, kriegen wir nur beiläufig mit. Den Reviews diverser Mitsegler entnehme ich, dass wir da nichts verpasst haben.
Formentera ade segeln wir wieder nach Ibiza und in Richtung Süden nach Cala D’Hort und Cala Tarida, wo wir gemäss dem Vortag essen, baden, quatschen, trinken, schlafen. Natürlich ist auch der schönste Besuch irgendwann überfällig und so entlassen wir die Drei bei einem Boxenstop im Hafen von San Antoni de Portmoney, wo wir für sogar erschwingliche €11 Wasser tanken. Die Insel ist ja nicht übermässig gross, so dass wir schnell ein weiteres Treffen am nächsten Tag ausmachen, diesmal kommen die drei und holen uns mit Ihrem Mietwagen in der Nähe der Bucht, in der wir ankern für einen Landausflug ab. Es geht zum Hippiemarkt von San Jordi im Norden, der, wie sich herausstellt sogar noch den Inselflair der 70iger widerspiegelt, Gott sei Dank, nach der Schlappe auf Formentera hatte ich schon nicht mehr daran geglaubt.
Hier sind sie noch in moosgrünen Schrottmobilen mit Blümchenmuster und “Peace”zeichen, das Stirnband über der wilden Mähne und die rosa Herzchenbrille auf. In allen Altersgruppen vertreten verscherbeln sie hier allerlei, vom selbst geflochtenen Korb bis zur Kannabispfeife, vom Batiktuch bis zur Plattensammlung. Die Vibes hier sind original, die Stimmung gut und klar wir Frauen sind mit Freude dabei, die Männer schwitzen entnervt im Schatten vor sich hin. Ein Deja vu packt mich bei den Verkaufsständen der Schwarzen (oder wir auch immer diese Menschheitsfamilie jetzt korrekterweise beschrieben wird), die ich aus den Familienurlauben aus Kindertagen noch kenne.
Am französischen Strand sind die Jungs mit Bauchladen und/oder tragbaren Tiefkühltruhe auf und ab getigert um den verschwitzten Strandtouristen Eis und anderes zu vertickern, ein willkommener Service, den wir auch im letzten Segeljahr vor Frankreichs Inseln Les Larins erleben durften, wo es nicht nur ein Boot mit Eisverkauf sondern auch den berühmten Pizza katamaran und sogar das Cocktail- und Brotboot gab (siehe Blogpost). So was sollte sich Formentera auch zu eigen machen, die Bootskundschaft in den Buchten würde es bestimmt zu schätzen wissen, wenn man schon nicht an Land kommt.
Diese dunkle Haut hat in der Hitze eindeutig einen Vorteil, der Schwarze, ich schätze aus Senegal oder Kamerun o.ä. scheint trotz viel zu viel Kleidung kein bisschen zu schwitzen, während mein Körper eindeutig zur Badewanne mutiert. Ich kauf mir ne Basttasche und nen Basthut, AJ Kleidung für kleines Geld und damit war der halbe Tag schon perfekt. Die andere Hälfte verbringen wir dann bei Tapas und Sangria Cava (ist wie die bekannte Sangria nur mit Sekt anstatt mit Rotwein) in einem super Lokal, welches für Ibiza erstaunlich authentisch und bezahlbar ist. Ebenfalls ein Tip meiner liebe Schweizer Käsetante, die Ibiza bestimmt auswendig kennt.
Nach einem wieder mal heissen Tag stürzen wir uns noch in die abendlichen Fluten, nicht ohne festzustellen, dass wir ein Bettlaken dem Meeresgott Neptun opfern mussten, Mist, einfach weggeflogen und abgesoffen, dass Miststück.
Jetzt haben wir genug vom abendlichen Treiben an Land und wenig erbaulichen Landschaft und legen ab mit Ziel Menorca, das ist ganz oben im Norden will heissen, erst mal um Ibiza rum, an der Westküste Mallorcas nach Norden und dann übersetzen. Es heisst Menorca sei viel natürlicher, entspannter und mit vielen schönen Buchten gesegnet die die Segler lieben, na denn, wir halten Euch auf dem laufenden. P.S. Schöne Sonnenuntergänge gibts hier auch.
Nach unserem Aufenthalt in der Nähe Barcelonas gings nun erstmal noch ein Schlag Richtung Süden um Wind und Wetter für das Übersetzen nach Malle abzuwarten. In Porto Roda de Bara machen wir noch einen Marinastop und werden freundlich aufgenommen zu akzeptablen Preisen in diesen Gefilden. Ja persönlich muss ich sagen, dass der Empfang nicht nur freundlich war, ein Marinero war schon gleich mit Leinen zur Stelle, als wir uns ankündigten, sondern dass besagter Marinero auch noch ein Bild von einem Mann war. Herrje, das musste mal gesagt werden.
Der Plan ist morgen überzusetzen nach Mallorca, also nochmal die Waschmaschine an Bord laufen lassen (ein echter Luxus, der und schon viel Zeit, Geld und Nerven erspart hat), ein paar Ausbesserungsarbeiten und dann den Abend ausklingen lassen. Man merkt doch stark, wie sehr sich der Boots turismus hier nach den Attraktionen der jeweiligen Örtlichkeit richten. Der Ort hier Roda de Bara ist wohl kein Juwel in Spanien, auch der Strand ist eben nur das, der Ort lebt sicher nicht von seinem maritimen Glanz, dennoch stimmt die Infrastruktur auch ohne jeglichen Charme, den wir schon so oft an anderer Stelle bewundern konnten. Aber dafür kostet die Marina eben auch nur €34 pro Nacht, da macht es auch nichts, dass wir am Ende noch drei zusätzliche Tage bleiben (mussten), denn unsere angenomme Überfahrt nahm ein jähes Ende.
Los gings nachmittags bei 20kn, die schnell auf 25-30kn anschwollen, allerdings bei 2m Wellenhöhe eine echte Fahrt mit mieser Magenstimmung wurde (Zuhause erzähle ich meinen Gästen oft, dass die Fähre von Nord nach Südinsel dann auch oftmals als “Vomet Comet” bezeichnet wird – der Kotzkomet). Da wir bei angenommenen 20 Stunden Überfahrt eine Wetterbesserung in der Nacht erwarten, nehmen wir zunächst die wilde Fahrt in Kauf bis ritschratsch das Hauptsegel an einer Stelle reisst. Nun nicht ganz unerwartet, denn wir segeln immer noch mit Originaltuch, das ist zwar von Elkström von guter Qualität, aber hält eben auch nicht ewig. So war kein sicheres Weiterfahren gewährleistet. Nach gut 8nm also Umkehr und wieder rein nach Porto de Bara (diesmal ohne sexy Marinero, der war schon heim gegangen) und wir erleben in den folgenden Stunden noch weit über 35kn Windböen und dass im Hafen. Insgeheim bin ich recht froh, dass wir die Überfahrt bei den schlechten Bedingungen nicht fortgesetzt haben. Überhaupt wundere ich mich eins wies andere Mal wie unzuverlässig die Wetterprognosen im Mittelmeer sind. Wir nutzen die gängigen Applikationen, die in der Sportseglerwelt so angesagt sind und vergleichen verschiedene Wettermodelle miteinander bevor wir Entscheidungen treffen, aber das heisst noch lange nicht, dass man sie auch wirklich so erleben darf. Die örtlichen meteorologischen Institute sind auch nicht gerade vielversprechend, dabei erinnere ich mich gerne an die Informationsfahrten zur Weiterbildung der neuseeländischen Küstenwache in Aucklands Hauraki Golf, die nicht nur ein BBQ an Bord zu Spendenzwecken boten, sondern auch den hiesigen graubärtigen Meteorologen von Metservice, der uns zu jeder Bucht, die wir uns anschauten ein passendes meteorologisches Szenario erklärte. Eine tolle Sache und unheimlich hilfreich nur leider nicht im Mittelmeer.
Zurück zu unserem eigentlichen Zwangsaufenthalt, gerissenes Segel. Uns gegenüber liegt eine Jacht mit belgischer Besatzung, die uns mit dem Kontakt eines lokalen Segelmachers versorgt. Schnell ist ein Termin vereinbart und Roberto nimmt sich der Sache noch am selben Tag an. Ein Glücksfall in dem eigentlich vermeidbaren Umstand, denn ein neues Segel ist einfach überfällig. Eine Ausgabe von immerhin ca. €4000 für 43 sqm Segeltuch. Im Regattasegeln eine Ausgabe, die neben des ebenso teuren Vorsegels (und bitte schon das nur nur aus einfachem Dakron, nicht Keflar oder sowas ausgefallenem) eine Ausgabe, die neben zahlreichen anderen Segeln, wie Spinnaker, Gennaker etc. die Kasse schon vorm Segeln sprengt. Aber wir sind nur amateurhafte Freizeitkapitäne, da dürfen wir auch mit Flicken leben und segeln. Mit unserem Blümsche, das mit 11 Tonnen wie ein englisches Ledersofa durchs Wasser stampft brauchen wir sowieso mindestens 10kn um dann mal in Fahrt zu kommen.
Unsere schlussendliche Überfahrt nach Malle am nächsten Tag kann man dann mit segeln im Idealfall beschreiben. Die schönste Segelstellung, welches unser Boot einfach liebt ist Segel mit Wind aus 90Grad mit 15kn, dann pflügt sie durch die Wellen mit 6-8kn Fahrt und der Wind bläht die Segel in ästhetischer Haltung und bezaubernder Grazie auf. Als Höhepunkt kommen dann auch ein paar gemeine Delfine zum Spass und reiten auf unserer Bugwelle. Ja wir kommen für ca. 10 Stunden so gut voran, dass aus den anfänglichen 20 Stunden mit Ankunft irgendwann früh morgens Mallorca mit seinem Hafen Porto Soller schon um 2 Uhr morgens in Sicht ist. In der vollen Bucht finden wir trotz Dunkelheit einen angemessenen Platz zum ankern im Sand, denn oh mei, im Posidonia Seegras zu ankern kann hier teuer werden. Ich frage mich, was die mit den vielen Seglern machen, wenn sich das Posidonia mal soweit ausbreitet, dass es einem Taucher bedarf um den Anker im einzig möglichen Sandplacken zu platzieren. Es gibt hier sogar eine lokale Applikation, die die Posidoniafelder anzeigen und eine Posidoniapolizei ! die dann bei Bedarf Bussgeldbescheide mit heftigen Geldstrafen verteilt. Welch ein Unterschied zu unseren bisherigen Segelgründen, in Griechenland wurde Posidonia nicht erwähnt, in Frankreich nur an einigen wenigen Stellen und hier überall.
Ausgeschlafen am nächsten Tag verlassen wir Porto Soller um weiter Richtung Süden nach Sant Elm zu segeln, eine kleine, volle Bucht mit glasklarem Wasser und der allgegenwärtigen Ankerpolizei. Schön, aber nicht spektakulär ist es, auch die Badetemperatur hat sich erhöht und wir schwitzen nicht mehr bei 28 Grad, sondern erst ab 30, lol.
Nach Sant Elm wollen wir uns nahe Palma positionieren, auch um Bekannte aus der Heimat zu treffen. Andrea, Mark und Sohn Charlie sind auf Europareise und da wir sie schon in Barcelona verpasst haben, wollen wir jetzt unbedingt ein Treffen ermöglichen. Weiter als in eine Bucht etwa eine Stunde Autofahrt entfernt von Palma gehts nicht unter €150, also stationieren wir uns in einer “kostenlosen” Bucht vor dem touristischen Ort Santa Ponca. Irgendwie treffen sich hier alle Klischees, die auf Malle passen. Testosteron geladene Teenager mit Goldkettchen und Bierdose, die rotverbrannten knapp betuchten Mädels hinterhergaffen. Nur die Sprache ist hie und da verschieden, mal Deutsch, mal English, herrje, die Zukunft sieht man doch auch. Die bierbauchigen Sandalenträger mit derselbigen Goldkette, die mit Ihren faltengeschwängerten verschwitzten Frauen durch die Strassen wandern und im “Cafe Mozart” das Wiener Schnitzel mit reichlich Cerveza runterspülen und deren Kinder schon auf die geliebten Ferien im Teenagealter einspielen. Schöne heile Welt, der ich wenig abgewinnen kann. Die Städte hier gleichen Betonwüsten ohne Charme, der Ort ist touristisch fast schon verschrien nach diversen Beurteilungen, aber für uns ist er einfach die beste Möglichkeit nach Palma zu kommen und hoffentlich relativ sicher unser Dinghy im Hafen zu parken. Dank Öfis kommen wir dann auch problemlos nach Palma und verabreden uns mit unseren Kiwis in der Kathedrale zur gemeinsamen Andacht, lol. Ein schönes Wiedersehen, das letzte Mal in Nelson, auf einer meiner Reisejobs, wo mir AJ von Ihrem Vorhaben Europa zu bereisen berichtete. Nun wollen wir sehen, dass wir einige Tage zusammen segeln können, denn daher kennen wir uns und dafür steht uns Zeit in Palma sowie auch noch auf Ibiza zur Verfügung. Am Abend kehren wir in der Altstadt in die lokale Taverna ein und später dann gibts noch ausladende Gespräche im Apartment, das die drei hier bewohnen. Wir versprechen uns die gemeinsame Zeit zu planen, sei es auf Mallorca oder Ibiza, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt schon erreicht haben.
Wir haben genug von Malle und ersparen uns noch mehr unschöne Anblicke des hiesigen Frischfleischangebots auf Steroiden und legen ab mit Ziel Ibiza. Auch hier ist der Wettergott nicht auf unserer Seite und wir verbringen nach etwa 8 Stunden Überfahrt eine rollig unsanfte Nacht vor Anker und ohne Schlaf, die jede Schiffschaukel vor Neid erblassen lässt. Es gibt einfach nicht genug Marinas hier und die sind auch noch auf Wochen ausgebucht. Scheint man hat zieht hier den Ausbau des Landturismus dem Segelturismus vor, aber mal ehrlich, riesenhafte Betonklotzhotels am Strand a la Waikiki oder Surfers Paradise kann ich nichts abgewinnen. Da waren mit die kleinen aber chaotischen Fischerdörfer von Griechenland oder die völlig einsamen aber atemraubenden Buchten vor Tonga doch lieber.
Der Wind hält uns derzeit auf Formentera fest und wir beschliessen, bis uns das Frischwasser bzw der Rotwein ausgeht, einfach Dinghyausflüge zu machen und hoffentlich bald wieder auf Ibiza mit den Kiwis ein paar Runden zu drehen. Schade, denn heute wäre ich echt gerne auf den Dalias Flohmarkt gegangen, statt dessen werden wir jetzt mal die Stadt erkunden.
Eins ist schon von unserm Boot aus zu erkennen, die hiesige Jugend vergnügt sich ebenso wie in Malle, also mit Goldkettchen und G-String (wer das nicht kennt bitte nachschlagen) auf noblen Motorbooten und am Strand mit Musik der 80iger bis Pop und Techno. Zum Glück nur bis Mitternacht. Gute Nacht oder Buenas Noches.
Sind wir erst seit 10 Tagen unterwegs und bin ich schon jetzt überfällig mit meinem Wochenblog ?? Ähm ja, aber bekanntlich geht die Zeit ja viel langsamer voran, wenn man nichts zu tun hat. Oder wars anders rum ? Auf jeden Fall hat sich zumindest die Sprache und Kultur unseres diesjährigen Segeltörns mal wieder geändert. Es heisst jetzt nicht mehr “Bonjour” sondern “Hola” und auch jetzt ändert sich mit Überquerung der Grenze wieder das ganze Szenario. Also kurz zusammengefasst bevor ich weit aushole. Die Spanier haben den besten Schinken, die hässlichsten Strandorte und die bis jetzt besten Windverhältnisse.
Um es vorweg zu nehmen, wir sind noch keinen Orcas begegnet, scheint sich ja in den Medien zu verbreiten wie alles was mit Sensationen zu tun hat. Es gibt da doch eine vorwitzige Gruppe Orcas um “White Gladies” (ja die Mama der Orcagruppe hat schon einen Namen), die nur zu gerne an Bootsrudern knabbern und Spass haben, Bootscrews einen Heiden Schrecken einzujagen. Nein bis jetzt gabs ein paar Delfine, die in einiger Entfernungen unseren Kurs gekreuzt haben. Die Orcas haben Ihr Zuhause eher so bei Gibraltar.
Nun zum ausholen. Wir hatten Sete (noch in Frankreich) verlassen und dann so mitten im Meer irgendwann die ALDI Meldung erhalten, dass wir jetzt in Spanien sind (oder viel mehr unser Telefon). Das hätten wir sonst spätestens beim ersten Stop in einer Bucht gemerkt. Scheint die Spanier lieben Bojen, fast jeden Bucht ist gespickt damit, soll heissen, hier nicht liebe Segler (gelbe Bojen) oder hier darfst Du ran (weisse Boje) aber bitte für Bares (falls einer hinschaut). In Roses schockiert uns dann der freundliche Marinero doch ein wenig, als er in spanischem Kauderwelsch mit französischer Übersetzung uns mitteilt, die Boje für die Nacht €5 kostet, na das geht ja noch, doch dann hat er sprachlich wohl die “0” vergessen, ne jetzt !! Für ne Boje €50 und da kriegt man auch sonst nix dazu ausser einer netten Aussicht aufs Örtchen. Also nehmen wir die nächste Bucht mit Bojen, wo sich dann keiner mehr für uns interessiert. Aha, so läuft das hier. Positiv ist aber eigentlich der Hintergedanke der Bojen. Man achtet auf das ungestörte Wachstum von Posidonia (Seegras) welches wiederum Lebensraum für Fische bietet (naja soviel mehr als in Frankreich oder Griechenland haben wir dann doch noch nicht ausgemacht), daher ist es ausdrücklich und bei Strafe untersagt in Posidoniafeldern zu ankern und netterweise hat man dann für die Boaties Ankerbojen ausgelegt. Leider ist das ja nur ein Problem, seit die bevorzugte Methode der kommerziellen Fischerei, Grundtrawling ist und dabei eben der gesamte Seeboden abgegrast wird, da bleibt nichts stehen. Aber als verantwortungsvoller Segler kann man ja seins zum Erhalt unserer Ozeane, unserer blauen geschundenen Lunge tun. Da ist umsichtiges Ankern ja nicht zu viel verlangt. Und wir essen auch hier bis jetzt keinen Fisch, auch wenn das Angebot rundherum etwas besser aussieht, wie in Griechenland. Leergefischtes Mittelmeer kennt keine Grenzen, dabei habe ich die Tage viel über die MPAs (Marine Proteced Areas) gelesen, die eindeutig beweisen, dass wenn sich die Fischbestände in denselben erholen, der Überschuss der Fischerei in der erlaubten Zonen nur zu gute kommen kann, aber tja die Menschheit braucht etwas länger, um das umzusetzen. Traurige Tatsache ist, dass trotz internationalem Übereinkommen, bis 2050 30% der Weltmeere zum Schutzgebiet zu erklären, es bis heute gerade mal 8% sind. Auch wir zu Hause gehören zu den ewig gestrigen, was das betrifft. Leider muss ich auch meinen lieben Gästen diesbezüglich auf Reisen immer die Vorstellung vom 100% Pure New Zealand nehmen, da können wir dann gerne 80% abziehen. Aber meine Einstellung und Hintergründe dazu kennen ja die meisten. Bei uns sieht es im Vergleich zum überfüllten zT zugemüllten Europa noch richtig gut aus.
Unser erster Marina stop war dann die Marina Badalona in der Nähe von Barcelona, eine Stadt, auf die wir uns schon freuten und die Dank allseits verfügbaren öffentlichen Verkehrsmitteln ganz leicht von der Marina aus zu erreichen ist. Wir freuen uns auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt und wissen auch, warum dann abends nach 18000 Schritten die Füsse rund waren. Die Hauptattraktion, die ich auch schon vor früheren Besuchen der Stadt aus meiner Touristikzeit kenne, heisst Antoni Gaudi (den auch Friedensreich Hundertwasser inspiriert hat) und die berühmten Gebäude seiner Zeit, insbesondere die “noch immer” unvollendete Sagrada Familia.
Welch Ironie, dass der berühmte Architekt 1926 von einer Tram angefahren und aufgrund seiner ärmlichen Erscheinung in ein Armenhospital verfrachtet wurde, wo er dank mangelnder Behandlung bald verstarb. Tja Kleider hätten in dem Fall wohl doch Leute gemacht, denn man hatte ihn einfach nicht erkannt. Zum Glück hält man an seiner Inspiration noch heute fest und somit habe ich jetzt einen ganzen Teil mehr am Bauwerk der Sagrada Familia gesehen, als bei meinem letzten Besuch vor äh, naja, ist lange her. Dank Covid wird die Kirche leider nicht zum 100. Geburtstag Gaudis in 2026 fertig, sondern erst einige Jahre später und das liegt in dem Fall auch am Geld, denn die Vision Gaudis war die Kirche rein aus Spenden zu finanzieren und damit meinte er nicht Spenden von Amazon oder dergleichen, die die paar Millionen aus der Portokasse bezahlen würden, sondern die Spenden der Menschen, für die er die Kirche bauen wollte. Und wie visionär er war, für ihn sollte das üblich Dunkle einer Kathedrale nicht innen sein, sondern aussen, so baute er die Kirche, die im Innern an einen Wald erinnern soll mit vielen verschiedenen Buntglasfenstern, die je nach Tageszeit das innere mit kaltem und warmen Licht durchströmen.
Kirchliche Motive und reichlich Dekoration finden sich dagegen an den Aussenfassaden und auch dort ist nichts dem Zufall überlassen, alles zeigt Liebe zum Detail und erzählt die Geschichte des katholischen Glaubens, aber eben anders wie in üblichen Kirchen. Ein echter Hingucker und auch entsprechend besucht. Wir haben Glück noch Tickets zu bekommen, die Kirche alleine zählt jährlich 5 Millionen Besucher. Der Rest des Tages geht für eine Spaziergang auf der Flaniermeile La Rambla und dem berühmten Market La Boqueria drauf, ebenfalls ein echter Hingucker.
Der Markt, den es immerhin schon seit dem Mittelalter gibt platzt vor kulinarischen Leckerbissen, wie dem allgegenwärtigen Jamon Serrano, frischem Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse sowie traditionellen Getränken wie Tinto de Verrano und Cerveza. Was uns so beim Beobachten auffällt, es gibt hier wenig Übergewichtiges und die Siestas (Mittagspausen) nehmen die Spanier ernst, ein Restaurant, welches vor 20 Uhr essen serviert zählt noch als Mittagsgericht. Ja warum denn nicht, wir haben ja ne gut sortierte Bordküche um uns früher durchzufressen (Jamon Serrano und leckerer Manchegokäse fehlt da natürlich nicht.
Nach diesem Grossstadterlebnis ruft uns aber wieder der stetige Drang um die nächste Ecke zu segeln und wir legen ab mit dem Ziel demnächst die balearischen Inseln zu erreichen. Wir fragen uns doch, wo die ganzen Superjachten abgeblieben sind, die wir im letzten Jahr noch an der französischen Riviera gesichtet haben, sicherlich tummeln die sich vor Mallorca und Ibiza. Leider muss dafür erst mal Wind und Wetter passen und wir verschieben den ca. 20 Stunden Törn noch bis morgen. Ach ja, ganz im Gegensatz zum ewig zuverlässigen Meltemi Griechenlands und dem Mistral Frankreichs (Fallwinde) weht hier der Tramontana, der uns mit ziemlich kalten Temperaturen und Gewittern überrascht, naja unser Blümsche kriegt daher regelmässig eine Frischwasserdusche und wir müssen nun zum ersten Mal die Wolldecke zum schlafen rausholen.
Wie es dann in Mallorca weitergeht, sagen wir Euch wenn wir da sind. Hasta luego und Bis bald !
Es fühlt sich eindeutig wieder nach Segeln an. Der Wind bläst, die Schaps sind voll mit dem wichtigsten, der Motor schnurrt und unser Blümsche schwimmt wieder. Die Pause war lang, unser letzter Tag hier in Port St. Louis du Rhone war Oktober 2022. Dazwischen liegen Elternbeistand, viele tausend Kilometer, alte und neue Freuden und Freunde, Arbeiten, Arbeiten, Arbeiten.
Vor einigen Tagen kamen wir also wieder hier an und haben gehofft, dass unser Boot noch sicher auf Stelzen steht und nichts unerwartetes auf uns im Innern wartet. Top Ergebnis. Der Winterschlaf hat unserem Boot nichts ausgemacht, ich glaube es hat sogar ein wenig gelächelt über unsere Rückkehr. Die Betten wurden ausgeschüttelt, der Staub vom Deck entfernt und die Technik wieder flott gemacht. Klaus hat sich im Motorraum mit Dieselfilter und Ölwechsel ausgetobt und ich habe das schwimmende Eigenheim wieder zum gemütlichen Zweitzuhause gemacht. Dann war es wieder soweit. Ein Adieu und Merci an Charmelene vom Office Port Navy Services, die nicht nur unglaublich nett und hilfsbereit war (und dass auch in Englisch) sondern auch noch eine weitere Besuchsadresse in Neuseeland bekommen hat, man kommt ja doch immer aufs Thema Tourismus.
Unser Ziel für die nächsten drei Monate sind Spaniens Küsten und die Balearischen Inseln. Barcelona möchte ich besuchen, das letzte Mal ist schon viel zu lange her, die Balearischen Inseln (ich kannte da nur Mallorca im Winter) aber bitte ohne Ballermann und Deutsches Fremdschämen. Valencia sehr gerne, vielleicht gibt es sogar noch das geniale Paella Restaurant von damals. Nun auf jeden Fall Zeit wie immer für kulinarisches und kulturelles und vielleicht sogar Besucher von zu Hause, die in der Nähe sind.
Ein paar Tage und wir sind nach knapp 100nm segeln noch immer in Frankreich und für einen kleinen Marinastop in Sete in der Provinz Occitaine. Eine grössere Stadt mit Geschichte, hat man doch schon Fundstücke aus der Bronzezeit entdeckt. Inzwischen die Heimatstadt von berühmten Franzosen wie Paul Valery, Georges Brassens (die beiden haben hier alleine schon vier Museen) und dem Fussballclub FC Sete 34, ist Sete auch als “Venedig des Languedoc” bekannt, hauptsächlich wegen seiner Kanäle und Zugbrücken. Bunt anzuschauen ist die tägliche Einfahrt der Fischereiflotte, die von Möwenscharen begleitet werden. Wir liegen hier für eine Nacht, denn leider lässt der derzeitige Südostwind mit Wellen seitwärts keine ruhigen Ankerplätze an diesem flachen Teil der Küste zu. Preislich ok bietet uns die Marina einen Platz für die Nacht an und wir schaffen auch dieses erste Mal fremdanlegen wieder ohne weitere Schwierigkeiten. Sete lebt hauptsächlich von Fischfang und Austernzucht und bedient mit Fähren die Spanischen Inseln bis Nordafrika.
Wir machen einen abendlichen Spaziergang und stimmen uns schon mal bei einer Sangria auf die kommende Zeit in Spanien ein. Der Restaurantbesuch fällt dann allerdings zugunsten eines frischen Baguettes an Bord aus (das müssen wir hier noch ausnutzen). Eines der Neuerrungenschaften an Bord ist übrigens ein gebrauchter Brotbackautomat da es ja bei mehreren Anläufen mit einem völlig untauglichen Bordbackofen nicht funktioniert hat, ein halbwegs anständiges Brot zu backen. Also das zweite Ergebnis hat überzeugt (das erste wollten nicht mal die Fische fressen) für so ein unentbehrliches Grundnahrungsmittel, aber mit frischem Baguette und kulinarischen Delikatessen einer französischen Patisserie kommt das natürlich nicht mit. Eine zweite Errungenschaft ist ein Matratzentopper von Ikea, sodass sogar Klaus jetzt einigermassen durchschlafen kann ohne die Abdrücke des Lattenrostes morgens auf dem Bauch zu haben. Bei mir wird leider der Schlaf wegen dieser sch…. Hitzewallungen immer mehr unterbrochen. Was haben wir Frauen eigentlich verschuldet um Zeit unseres Lebens mit unnötiger Bluterei und zu guter letzt noch mit den Unbillen unseres Hormonhaushalts kämpfen zu müssen. Mein lieber Nachbar zuhause hatte mich mit einem Lächeln bedauert und nur gemeint: “Bei uns Männern gehts nur um Testosteron” Super ! Danke irgendwer !
Als dann bis bald in diesem Blog und im Sinne auf die kommende Zeit hier ein Zitat des Dalai Lama
“Una vez al año, ve a algún lugar en el que nunca hayas estado”
„Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nicht warst.“